Offensive in Nordsyrien: Dschihadisten erobern internationalen Flughafen in Aleppo

Offensive in Nordsyrien: Dschihadisten erobern internationalen Flughafen in Aleppo


Die von der Dschihadistengruppe HTS angeführten Aufständischen haben ihre Offensive im Norden Syriens deutlich intensiviert. In einem überraschenden Vorstoß ist es ihnen gelungen, große Teile der Stadt Aleppo sowie den internationalen Flughafen und Dutzende umliegende Ortschaften unter ihre Kontrolle zu bringen. Dies ist als die bislang stärkste Offensive der Rebellen in dem seit 13 Jahren andauernden syrischen Bürgerkrieg zu werten.

Der Vormarsch der Aufständischen stellt einen schweren Rückschlag für die Regierungstruppen von Präsident Bashar al-Assad dar. Aleppo war lange Zeit eine Hochburg der Regierung und galt als strategisch äußerst wichtig. Der Verlust des internationalen Flughafens, der für den Nachschub und die Truppenbewegungen der Regierungsarmee eine zentrale Rolle spielte, wird die Lage für Assad weiter verkomplizieren. 

Die Dynamik des Bürgerkriegs

Der aktuelle Vorstoß der Dschihadisten ist Ausdruck der andauernden Instabilität und Dynamik des syrischen Bürgerkriegs. Seit dem Ausbruch der Proteste gegen das Assad-Regime im Jahr 2011 haben sich die Kräfteverhältnisse immer wieder verschoben. Mal konnten die Regierungstruppen Geländegewinne erzielen, dann gewannen die verschiedenen Rebellengruppen wieder an Boden. 

Lange Zeit waren es vor allem gemäßigte Rebellengruppen, die den Kampf gegen Assad führten. In den letzten Jahren haben jedoch zunehmend radikale islamistische Milizen wie die HTS an Einfluss gewonnen. Sie profitieren von der Unzufriedenheit vieler Syrer mit der Regierung und ihrer Unfähigkeit, den Konflikt beizulegen. Gleichzeitig haben sie es geschafft, andere Rebellengruppen unter ihrer Führung zu vereinen.

Internationale Verwicklungen

Der syrische Bürgerkrieg hat längst eine regionale und internationale Dimension angenommen. Verschiedene Akteure greifen direkt oder indirekt in das Geschehen ein, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. So unterstützen der Iran und Russland die Regierung von Präsident Assad, während die Türkei, Saudi-Arabien und andere Golfstaaten die Rebellen unterstützen. 

Auch die Kurden spielen eine wichtige Rolle im Konflikt. Sie kontrollieren weite Teile des Nordens und Ostens Syriens und streben nach Autonomie oder sogar Unabhängigkeit. Dies bringt sie sowohl mit der Regierung in Damaskus als auch mit der Türkei in Konflikt, die eine Stärkung der Kurden in Syrien fürchtet.

Die jüngste Offensive der Dschihadisten hat nun erneut das Risiko einer weiteren Eskalation des Konflikts erhöht. Sollte es den Aufständischen gelingen, ihre Kontrolle über den Norden Syriens auszubauen, könnte dies zu einer direkten Konfrontation mit der Türkei führen, die in der Region militärisch präsent ist. Gleichzeitig droht die Situation für die Zivilbevölkerung immer bedrohlicher zu werden, da der Kampf um die Kontrolle über strategisch wichtige Gebiete mit großer Härte geführt wird.

Die Rolle der internationalen Gemeinschaft

Angesichts der dramatischen Entwicklungen im Norden Syriens steht die internationale Gemeinschaft einmal mehr vor großen Herausforderungen. Seit Beginn des Bürgerkriegs haben die Vereinten Nationen, aber auch einzelne Staaten wie die USA, Russland oder die Europäische Union, immer wieder versucht, eine politische Lösung für den Konflikt zu finden. Bislang sind all diese Bemühungen jedoch gescheitert.

Die Stabilisierung Syriens und ein Ende der Kämpfe erscheinen in weite Ferne gerückt. Stattdessen droht eine weitere Eskalation des Konflikts, der nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch für die regionale und internationale Sicherheit gefährliche Folgen haben könnte. Experten warnen, dass der Vormarsch der Dschihadisten auch den Kampf gegen den IS wieder erschweren könnte, da Ressourcen und Aufmerksamkeit von dieser zentralen Bedrohung abgezogen würden.

Vor diesem Hintergrund ist die Frage, welche Rolle die internationale Gemeinschaft in Zukunft spielen kann und wird, um den Teufelskreis der Gewalt in Syrien zu durchbrechen. Klar ist, dass ein rein militärisches Eingreifen kaum Erfolg verspricht und neue Konflikte schüren könnte. Stattdessen sind langfristige, politische Lösungen gefragt, die alle Konfliktparteien einbinden und die Interessen der verschiedenen Akteure berücksichtigen.

Doch dieser Weg ist steinig und erfordert vor allem eines: den unbedingten politischen Willen aller Beteiligten, Kompromisse einzugehen und Schritte in Richtung einer friedlichen Lösung zu unternehmen. Ob die Akteure dazu bereit sind, bleibt abzuwarten. Solange der Krieg in Syrien weitergeht, werden die Spannungen in der Region und die humanitäre Katastrophe für die Zivilbevölkerung jedoch weiter anhalten.

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