Onlinehändler Temu ist in der Schweiz auf dem Vormarsch

Onlinehändler Temu ist in der Schweiz auf dem Vormarsch

Die Schweiz, lange Zeit eines der teuersten Länder der Welt, erlebt eine Verschiebung im Konsumverhalten, da die Konsumenten aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten verstärkt erschwinglichere Alternativen nachfragen. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des Online-Vergleichsdienstes Comparis deutet darauf hin, dass preisgünstige E-Commerce-Plattformen zu wichtigen Akteuren in dieser sich verändernden Landschaft werden, wobei Temu die am häufigsten genutzte Plattform ist.

Die Umfrage, an der mehr als eintausend erwachsene Schweizerinnen und Schweizer teilnahmen, ergab, dass 52 Prozent der Befragten im Jahr 2024 mindestens einmal bei einer auf günstige Angebote spezialisierten E-Commerce-Plattform gekauft hatten. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Befragten hat bei Temu gekauft. Digitec Galaxus, ein Schweizer Online-Marktplatz, lag in Bezug auf die Häufigkeit der Transaktionen auf Platz zwei.

Die Daten belegen ein deutliches wirtschaftliches Gefälle bei den Online-Einkaufsgewohnheiten. Haushalte mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von weniger als 4.000 CHF (4.400 $) gaben die höchste Nutzung von Low-Budget-Plattformen an: 59 Prozent haben dort eingekauft, verglichen mit 47 Prozent der Haushalte mit einem Einkommen von mehr als 8.000 CHF. Auch Familien gehörten zu den aktivsten Käufern: 60 Prozent gaben an, bei Temu eingekauft zu haben, im Vergleich zu 49 Prozent der Single-Haushalte.

Es überrascht nicht, dass die Kosten der Hauptgrund für diese Kaufentscheidungen bleiben. Einundsiebzig Prozent der Befragten nannten die Erschwinglichkeit als Hauptmotiv, weit vor anderen Faktoren wie Produktverfügbarkeit (10 Prozent) und Auswahl (6 Prozent). Die Zufriedenheit war hoch: 72 Prozent der Käufer berichteten von einer positiven Erfahrung.

Die Schweiz gehört zu den teuersten Ländern in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Verbraucherpreise liegen oft 20 bis 40 Prozent über dem OECD-Durchschnitt. Die Ergebnisse entsprechen einem allgemeinen globalen Trend: Angesichts anhaltender Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit achten die Verbraucher weltweit immer stärker auf Preise.

Temu ist seit Mai 2023 in der Schweiz vertreten und beliefert nun Verbraucher in weltweit 90 Märkten, darunter alle EU-Mitgliedstaaten. Angefangen hat die Plattform mit länderübergreifendem E-Commerce. Inzwischen werden auch Händler in ausgewählten Märkten wie Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien, Belgien, Österreich, Polen, der Tschechischen Republik, Ungarn, Rumänien und Schweden eingebunden. Europäische Händler werden in Zukunft auf Temus internationales Netzwerk zurückgreifen können, um auch andere Märkte zu beliefern.

Das Unternehmen hat erklärt, dass 80 Prozent seiner Verkäufe in Europa über lokale Lager abgewickelt werden sollen, ein Schritt, der die Attraktivität des Unternehmens für Verbraucher erhöhen könnte, weil mehr Produkte auf Lager sind und sich die Lieferzeiten verkürzen. Temu hat außerdem die Zusammenarbeit mit weltweit führenden Prüf- und Compliance-Unternehmen wie dem TÜV SÜD, TÜV Rheinland, SGS und Bureau Veritas vertieft, um so die Qualität der über seine Plattform verkauften Produkte zu sichern.

Laut dem Marktforschungsunternehmen Sensor Tower war Temu im Jahr 2024 die weltweit am häufigsten heruntergeladene Shopping-App, was die gestiegene Nachfrage nach kostengünstigen Einkaufsmöglichkeiten in Zeiten wirtschaftlichen Drucks widerspiegelt. Die Plattform zählte in den letzten Jahren auch zu den am schnellsten wachsenden digitalen Unternehmen und erreichte innerhalb von acht Monaten nach ihrem Start im September 2022 50 Millionen aktive Nutzer pro Monat.

Unabhängig davon zeigen Daten von Similarweb, dass Temu.com inzwischen fast 700 Millionen Aufrufe pro Monat verzeichnet und damit nach Amazon die am zweithäufigsten besuchte E-Commerce-Website ist, so das Digital-Research-Unternehmen.

Jeder zweite erwachsene Schweizer greift inzwischen auf kostengünstige E-Commerce-Alternativen zurück, und Experten zufolge dürfte sich das veränderte Verbraucherverhalten fest etablieren. Angesichts anhaltender Inflation und wirtschaftlichen Drucks sagen Analysten voraus, dass die Attraktivität von Plattformen, die in einer Hochkostenwirtschaft wettbewerbsfähige Preise bieten, wahrscheinlich weiter zunehmen und die Einzelhandelslandschaft der Schweiz verändern wird.

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