Sorge um Brasilien

Berlin – Die Rating-Agentur Standard & Poor’s, kurz S&P, droht Brasilien mit einer Abwertung. In der Rankingliste liegt Brasilien beim Foreign Currency Rating gegenwärtig mit der Bewertung BBB gleich mit Russland und eine Stufe höher als Indien. Die Stufe BBB kann als durchschnittlich gute Anlage interpretiert werden, wobei bei einer Verschlechterung der Gesamtwirtschaft jedoch Probleme zu erwarten sind. Den Grund sieht S&P in der Vergabe von Krediten durch den Staat, der inzwischen wesentlich mehr Kredite vergibt als die Banken.

Wachstum sollte gestützt werden

Mit der Vergabe der Kredite durch den Staat sollte das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden. Die Ausgaben der privaten Haushalte sind 2013 auf einen Tiefststand gesunken. Das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP, das für den Gesamtwert aller Güter steht, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt werden und dem Endverbrauch dienen, ist um 1,9 Prozent gefallen. Das bei Deflation sinkende BIP ist durch niedere Preise erklärbar. Prognostiziert wurde in Brasilien ein Absinken um 2,3 Prozent. Der Prognose wurde nicht entsprochen. Durch die Vergabe der Kredite ist damit die Bruttoverschuldung auf 68,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gestiegen. Damit weise Brasilien die höchste Quote unter den BRIC-Staaten, Brasilien, Russland, Indien und China, auf, erklärte der Internationale Währungsfonds, IWF. Brasiliens Finanzminister, Guido Mantega, wehrt sich gegen die Berechnung: „Die Berechnungen des IWF weise eine übertrieben hohe Verschuldung Brasiliens auf.“

Brasilien bittet um Nachsicht

Um die Abwertung der Rating-Agentur abzuwenden, hat sich Brasilien an den Internationalen Währungsfonds gewendet. Der Finanzminister bat, die Staatsanleihen nicht in die Berechnung einzubeziehen. Für ihn liege die Bruttoverschuldung bei lediglich 59 Prozent. Er teilte auch seine Befürchtung mit, dass die Berechnung des IWF zu einer falschen Einschätzung der Finanzsituation Brasilien führen könnte. Bei den vergebenen Anleihen der letzten fünf Jahre handelt es sich immerhin um einen Betrag von 413 Milliarden Real, umgerechnet 135,6 Milliarden Euro.

Der IWF werde die Angelegenheit prüfen, teilte Sprecher Raphael Anspach mit. Die Regierung Brasiliens gehe steigende Risiken ein, hieß es seitens von Experten. Der Weltmarkt mache sich Sorgen um das Land. Ähnlich sieht auch Sebastian Briozzo von S&P die Situation: „Eine Strategie, die sich auf Fiskalpolitik oder der Kreditvergabe durch staatliche Banken stützt, um eine wichtigere antizyklische Rolle bei der Förderung der wirtschaftlichen Aktivität zu spielen, könnte zu einem derartigen Anstieg der Verschuldung führen, dass sie nicht mehr mit unserem derzeitigen Rating vereinbar ist.“ Die Rating-Agentur wird sich kaum vom Ansinnen des brasilianischen Finanzministers beeindrucken lassen. Die BB-Bewertung wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.

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