Der Automobilzulieferer Preh aus Bad Neustadt an der Saale sieht sich gezwungen, einen massiven Personalabbau vorzunehmen. Bis Ende des Jahres sollen 420 Stellen gestrichen werden. Hintergrund sind rückläufige Absatzzahlen in der Automobilindustrie, die den Konzern in eine wirtschaftliche Schieflage gebracht haben.
Struktur- und Produktionsanpassungen
Das Unternehmen Preh, das seit über 100 Jahren Komponenten für die Automobilindustrie herstellt, musste in den letzten Jahren einige Herausforderungen meistern. „Die Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel“, erklärt Geschäftsführer Michael Roesnick. „Sinkende Absatzzahlen, der Trend zum E-Antrieb und der wachsende Kostendruck machen es erforderlich, dass wir unsere Strukturen und Produktionsabläufe an die neuen Gegebenheiten anpassen.“
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, habe man sich daher zu diesem schwerwiegenden Schritt entschieden, betont Roesnick. „Es ist uns sehr schwergefallen, aber leider unumgänglich, 420 Stellen abzubauen. Wir müssen unsere Kapazitäten an die derzeitige Nachfragesituation anpassen.“
Verlagerung von Produktionsstandorten
Ein Großteil der Stellenstreichungen soll am Hauptsitz in Bad Neustadt an der Saale erfolgen. Darüber hinaus plant Preh, die Produktion an seinen Standorten in Tschechien und Rumänien auszubauen. „Wir werden einige Produktionsschritte in unsere osteuropäischen Werke verlagern“, erläutert Roesnick. „Dort können wir die Fertigung günstiger und effizienter gestalten.“
Dieser Schritt sei notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern. „Wir müssen alles daransetzen, unsere Kosten zu senken und gleichzeitig in Forschung und Entwicklung zu investieren. Nur so können wir unsere Position als innovativer Zulieferer behaupten.“
Sozialplan und Qualifizierungsangebote
Für die betroffenen Mitarbeiter in Unterfranken hat Preh einen umfassenden Sozialplan erarbeitet. „Wir wollen den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich gestalten“, betont Roesnick. Neben Abfindungen sollen auch Qualifizierungsangebote und Unterstützung bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen bereitgestellt werden.
„Unsere Mitarbeiter haben in all den Jahren hervorragende Arbeit geleistet und zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Daher ist es uns ein großes Anliegen, ihnen in dieser schwierigen Situation bestmöglich zu helfen“, erklärt der Geschäftsführer.
Strukturwandel in der Automobilindustrie
Die Krise bei Preh ist symptomatisch für die Herausforderungen, mit denen viele Zulieferer in der Automobilbranche konfrontiert sind. Der Strukturwandel hin zur Elektromobilität, der Abbau von Verbrennungsmotoren und der steigende Wettbewerbsdruck aus Asien setzen die Unternehmen unter Druck.
„Wir beobachten, dass immer mehr Zulieferer Schwierigkeiten haben, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen“, sagt Branchenexperte Klaus Müller. „Die Transformation hin zu alternativen Antriebstechnologien erfordert erhebliche Investitionen, die viele Firmen überfordern.“
Gleichzeitig müssen die Zulieferer ihre Produktionskapazitäten an die sinkende Nachfrage nach Verbrennungsmotoren anpassen. „Das führt leider oft zu Stellenabbau und Werksschließungen“, so Müller.
Standortsicherung und Weiterbildung
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, setzen viele Zulieferer auf die Verlagerung von Produktionsstandorten in Länder mit niedrigeren Lohnkosten. Gleichzeitig investieren sie in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter, um sie für die Herausforderungen der Elektromobilität zu wappnen.
„Die Unternehmen müssen ihre Belegschaften fit machen für die Zukunft“, betont Müller. „Nur wer in Weiterbildung und Upskilling investiert, wird langfristig bestehen können.“
Auch Preh ist sich dieser Notwendigkeit bewusst. Neben dem Sozialplan für die von Entlassungen betroffenen Mitarbeiter setzt das Unternehmen stark auf Qualifizierungsangebote. „Wir wollen unsere Beschäftigten dabei unterstützen, sich für neue Aufgaben zu rüsten“, erklärt Geschäftsführer Roesnick.
Chancen in der Transformation
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten sieht Branchenexperte Müller auch Chancen für die Zulieferindustrie in der Transformation der Automobilbranche. „Unternehmen, die frühzeitig in alternative Antriebstechnologien investieren und ihre Produktpalette entsprechend ausbauen, können von den Veränderungen profitieren.“
Auch Preh will diesen Weg gehen. „Wir werden unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich der Elektromobilität deutlich ausweiten“, kündigt Roesnick an. „Unser Ziel ist es, uns als kompetenter Partner für Hersteller von Elektrofahrzeugen zu positionieren.“
Durch Innovationen und die Erschließung neuer Geschäftsfelder soll der Automobilzulieferer letztlich gestärkt aus der Krise hervorgehen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die derzeitigen Herausforderungen meistern und unsere führende Marktposition behaupten können“, betont der Geschäftsführer.
