Der langjährige syrische Machthaber Baschar al-Assad ist nicht mehr an der Macht. Für Bundeskanzler Olaf Scholz ist dies zunächst einmal eine positive Entwicklung. Er betont, dass das neue Syrien in Frieden mit seinen Nachbarn leben muss.
Rückblick: Die turbulente Herrschaft Assads
Baschar al-Assad übernahm 2000 die Führung in Syrien, nachdem sein Vater Hafiz al-Assad nach 30 Jahren an der Macht gestorben war. Zunächst gab es Hoffnungen auf Reformen und Öffnung des Landes. Doch schnell wurde klar, dass Baschar al-Assad den Kurs seines Vaters fortsetzen würde – mit harter Hand und ohne Kompromisse.
Als 2011 die sogenannten Arabischen Revolutionen auch Syrien erfassten, reagierte das Regime mit brutaler Gewalt. Der friedliche Protest wandelte sich in einen blutigen Bürgerkrieg, der das Land an den Rand des Abgrunds führte. Assad ging skrupellos gegen die Aufständischen vor und ließ auch nicht davor zurück, Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich der syrische Konflikt zu einem komplexen Geflecht regionaler und internationaler Interessen. Russland und der Iran unterstützten Assad militärisch, während türkische, amerikanische und europäische Kräfte die Opposition unterstützten. Die Folge war ein jahrelanges Ringen um die Vorherrschaft in Syrien, das das Land in Trümmer legte.
Perspektiven für ein neues Syrien
Mit dem Sturz Assads eröffnen sich nun neue Möglichkeiten für die Zukunft Syriens. Bundeskanzler Scholz betont, dass das Land in Frieden mit seinen Nachbarn leben muss. Dies wird eine der größten Herausforderungen sein.
Zum einen gilt es, die tiefen Gräben innerhalb der syrischen Gesellschaft zu überwinden. Der Bürgerkrieg hat tiefe Wunden hinterlassen, die noch lange nachwirken werden. Eine nationale Aussöhnung und ein Prozess der Wiedergutmachung werden nötig sein, um den sozialen Zusammenhalt wiederherzustellen.
Zum anderen muss Syrien seine Beziehungen zu den Nachbarstaaten normalisieren. Der Konflikt hat zu massiven Spannungen mit der Türkei, dem Irak, Jordanien und dem Libanon geführt. Neue Kooperationsformen und Vereinbarungen werden nötig sein, um die regionale Stabilität wiederherzustellen.
Nicht zuletzt steht Syrien vor gewaltigen Herausforderungen beim Wiederaufbau. Der Krieg hat weite Teile des Landes zerstört und Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Die Infrastruktur muss wieder aufgebaut, Wohnraum geschaffen und die Wirtschaft angekurbelt werden. Hierfür wird Syrien auf massive internationale Unterstützung angewiesen sein.
Rolle der internationalen Gemeinschaft
Die internationale Gemeinschaft ist gefordert, Syrien auf dem Weg in eine friedliche Zukunft zu unterstützen. Dabei wird es vor allem darum gehen, die verschiedenen Akteure und Interessen unter einen Hut zu bringen.
Russland und der Iran, die bislang die Herrschaft Assads gestützt haben, müssen davon überzeugt werden, ihre Einflussnahme zu reduzieren und einem inklusiven politischen Prozess zuzustimmen. Die Türkei, die im Norden Syriens militärisch präsent ist, muss in Verhandlungen eingebunden werden. Und die USA, die die Opposition unterstützt haben, müssen ihre Rolle neu definieren.
Gleichzeitig wird es darauf ankommen, die verschiedenen syrischen Gruppen und Fraktionen an einen Tisch zu bringen. Nur wenn es gelingt, einen breiten nationalen Dialog zu initiieren und alle Beteiligten einzubinden, kann ein tragfähiger Friedensprozess entstehen.
Hierbei kommt den Vereinten Nationen eine Schlüsselrolle zu. Sie müssen den politischen Übergang in Syrien moderieren und einen Rahmen für Verhandlungen schaffen. Auch die Europäische Union ist gefordert, ihre Unterstützung für den Wiederaufbau und die Versöhnung in Syrien auszubauen.
Hoffnung auf eine friedliche Zukunft
Das Ende der Herrschaft Baschar al-Assads eröffnet neue Perspektiven für Syrien. Aber der Weg in eine friedliche Zukunft wird lang und steinig sein. Nur wenn es gelingt, die tiefen Gräben innerhalb der Gesellschaft zu überwinden, die Beziehungen zu den Nachbarn zu normalisieren und den Wiederaufbau voranzubringen, kann Syrien eine Chance auf Stabilität und Wohlstand haben.
Dafür ist die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft unerlässlich. Nur wenn alle Akteure an einem Strang ziehen und ihre Interessen zurückstellen, kann ein tragfähiger Friedensprozess entstehen. Die Hoffnung ist, dass Syrien den Weg aus der Gewalt und Zerstörung finden und sich zu einem stabilen, demokratischen und prosperierenden Land entwickeln kann.