Havanna – Lange Schlangen vor einer Behörde in Havanna: Hier stehen Kubaner für ihren ersten Reisepass an. Die Menschen in dem kommunistischen Land brauchen jetzt keine Genehmigung mehr, um Kuba zu verlassen, erstmals seit 1961.Jahrzehntelang konnte die Regierung Ausreisewünsche ohne Grund ablehnen. Yoani Sánchez ist Regierungskritikerin und als Bloggerin international bekannt. Sie scheiterte mehr als 20 Mal mit Reiseanträgen. Yoani Sánchez, regierungskritische Bloggerin: „Wenn ich einen Pass kriege, kann ich in zwei Wochen reisen, aber ich muss warten. Erst einmal zahle ich die Gebühr, dann muss ich zwei Wochen warten. Bis dahin heißt es: Daumen drücken.“
„Das neue Reiserecht heißt für viele Kubaner: Sie können nun fremde Länder erleben und erstmals seit Jahrzehnten Verwandte in Exil wiedersehen. Es ist eine der greifbarsten Reformen, die Staatschef Raúl Castro, der Nachfolger von Fidel Castro, seit 2006 in Gang gesetzt hat. Yailen Delgado, will einen Pass haben: „Das ist ein Anreiz, eine sehr gute Entscheidung. Einerseits befreit es die Leute, andererseits bereitet es sie auf weiter Veränderungen vor. Es verheißt einen Wandel, der über das hinausgehen kann, was viele erwarten.“ Doch die Reisefreiheit hat einen Preis: Ein kubanischer Pass kostet jetzt umgerechnet an die 75 Euro, doppelt so viel wie bisher. Und ein Flug etwa nach Miami, wo viele Exilkubaner leben, kostet fünf Mal so viel. Dazu kommen Kosten für Visa. Bei einem Durchschnittsverdienst von umgerechnet 15 Euro im Monat bleibt das Ausland wohl für viele Menschen auf der Karibikinsel ein bloßer Traum.