Umsatzeinbrüche im Handel: Hoffnung auf Weihnachtswunder

Umsatzeinbrüche im Handel: Hoffnung auf Weihnachtswunder


Trotz des rückläufigen Inflationsdrucks ist der heimische Handel laut Handelsverband-Präsident Rainer Will nach wie vor stark von den Auswirkungen der „Teuerungskrise“ betroffen. Seit 2022 verzeichnet der Sektor kontinuierlich sinkende Umsätze, was die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Um die Situation in den Griff zu bekommen, hoffen die Händler nun auf ein „Weihnachtswunder“, das ihnen die dringend benötigten Impulse für das wichtige Jahresendgeschäft liefern soll.

Verbraucher halten sich zurück

Einer der Hauptgründe für die anhaltenden Umsatzrückgänge im Handel ist das vorsichtige Konsumverhalten der Verbraucher. „Die Konsumlaune der Österreicher ist seit Monaten auf einem Tiefpunkt“, erklärt Rainer Will. Viele Menschen seien angesichts der hohen Inflation, steigender Energiekosten und Unsicherheiten am Arbeitsmarkt verunsichert und halten daher lieber die Geldbörse geschlossen.

Dieser Trend zeigt sich besonders deutlich im Bekleidungssektor, der traditionell einen großen Teil des Weihnachtsgeschäfts ausmacht. „Die Leute kaufen deutlich weniger Kleidung und Schuhe als früher“, so Will. Auch bei Elektronikartikeln, Möbeln und anderen größeren Anschaffungen sind die Konsumenten deutlich zurückhaltender geworden. Stattdessen konzentrieren sie sich auf den Kauf von Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs.

Steigende Kosten für Händler

Neben der verhaltenen Konsumnachfrage sehen sich die Einzelhändler auch mit stark steigenden Kosten konfrontiert. „Die Energiepreise, Mieten und Personalkosten fressen uns die Margen auf“, beklagt Will. Viele Unternehmen kämpfen daher ums Überleben und müssen Filialen schließen oder ihre Sortimente ausdünnen.

Um die Preissteigerungen zumindest teilweise an die Kunden weitergeben zu können, haben die Händler ihre Verkaufspreise deutlich angehoben. Doch diese Strategie erweist sich als zweischneidiges Schwert, da die Verbraucher dadurch noch stärker verunsichert werden und ihre Einkäufe noch weiter zurückfahren.

Hoffnungen auf das Weihnachtsgeschäft

Angesichts dieser schwierigen Lage ruhen die Hoffnungen der Händler nun auf dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft. „Das Jahresendgeschäft ist für viele Unternehmen überlebenswichtig“, erklärt Rainer Will. Üblicherweise erwirtschaften die Einzelhändler in den Monaten November und Dezember rund 30 Prozent ihres Jahresumsatzes.

Doch in den vergangenen beiden Jahren war das Weihnachtsgeschäft aufgrund der Pandemie-Beschränkungen stark beeinträchtigt. Nun hoffen die Händler, dass die Konsumenten in diesem Jahr wieder verstärkt in die Innenstädte und Einkaufszentren strömen und ihre Geschenke dort kaufen.

Um die Kunden zu locken, setzen viele Unternehmen auf kreative Marketingkampagnen und attraktive Sonderangebote. Zudem investieren sie verstärkt in die Aufwertung ihrer Verkaufsräume und das Einkaufserlebnis. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass der stationäre Handel ein spannendes, erlebnisreiches Shoppingerlebnis bietet“, so Will.

Staatliche Hilfen gefordert

Parallel dazu fordern die Händler von der Politik weitere Unterstützungsmaßnahmen, um die aktuelle Krise zu überstehen. „Der Staat muss jetzt handeln und den Einzelhandel gezielt fördern“, betont Rainer Will. Konkret schlägt er unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer, Energiepreisdeckel sowie Zuschüsse für Modernisierungen und Digitalisierungsmaßnahmen vor.

Nur mit solchen Hilfen könne der Handel die aktuellen Herausforderungen meistern und seine Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern, ist Will überzeugt. Andernfalls drohe vielen Geschäften das endgültige Aus. „Wir stehen vor einer Pleitewelle, wenn die Politik nicht schnell und entschlossen handelt“, warnt der Handelsverband-Präsident.

Chancen für den Online-Handel

Während der stationäre Einzelhandel also mit massiven Problemen zu kämpfen hat, bietet die derzeitige Situation durchaus auch Chancen für den E-Commerce-Bereich. „Der Online-Handel profitiert derzeit von der Kaufzurückhaltung in den Innenstädten“, erklärt Rainer Will.

Viele Verbraucher, die den Gang in die Geschäfte scheuen, erledigen ihre Einkäufe stattdessen bequem vom heimischen Sofa aus. Davon profilieren vor allem große Online-Plattformen wie Amazon, aber auch zahlreiche mittelständische E-Commerce-Unternehmen.

Allerdings warnt Will auch vor Übertreibungen: „Der Online-Handel kann den Wegfall der Umsätze im stationären Handel bei Weitem nicht kompensieren.“ Denn die meisten Konsumenten wollen auch in Zukunft einen Mix aus Online- und Offline-Einkäufen.

Transformation des Handels

Insgesamt zeigt die derzeitige Krise im Einzelhandel, dass der Sektor vor einem grundlegenden Wandel steht. „Wir müssen uns als Branche neu erfinden, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben“, betont Rainer Will.

Dazu gehört nicht nur die Digitalisierung und Vernetzung von Offline- und Online-Angeboten. Ebenso wichtig sei es, das Einkaufserlebnis für die Kunden attraktiver zu gestalten und neue, innovative Konzepte zu entwickeln. „Der klassische Kaufladen von der Stange wird es so nicht mehr lange geben“, ist Will überzeugt.

Gleichzeitig müssen die Einzelhändler ihre Kostenstrukturen überprüfen und effizienter werden. „Nur wer seine Abläufe optimiert und Synergien nutzt, wird langfristig am Markt bestehen können“, erklärt der Handelsverband-Präsident.

Für viele Unternehmen wird dieser Transformationsprozess eine enorme Herausforderung darstellen. Doch Rainer Will ist zuversichtlich, dass der Handel die Krise meistern und gestärkt daraus hervorgehen kann – sofern die Politik die richtigen Weichen stellt. „Dann können wir gemeinsam an einer zukunftsfähigen, innovativen Handelslandschaft in Österreich arbeiten“, so sein Ausblick.

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