Jom Kippur, der „Tag der Versöhnung“, ist der bedeutendste Feiertag im Judentum. An diesem Tag, der dem Abschluss der Hohen Feiertage folgt, halten Jüdinnen und Juden weltweit inne, ziehen Bilanz über das vergangene Jahr, suchen Versöhnung mit Gott und ihren Mitmenschen und richten sich auf einen Neuanfang aus.
Die Wurzeln von Jom Kippur reichen bis in die Thora zurück. Im biblischen Israel war Jom Kippur der einzige Tag im Jahr, an dem der Hohepriester das Allerheiligste im Tempel betreten durfte, um im Namen des Volkes Israel um Vergebung für ihre Sünden zu bitten.
Tag des Fastens und der inneren Einkehr
Jom Kippur ist ein Tag der strengen Askese und der inneren Einkehr. Gläubige Jüdinnen und Juden fasten rund 25 Stunden lang, verzichten auf Essen und Trinken, Baden, sexuelle Beziehungen und das Tragen von Lederschuhen. Diese Einschränkungen sollen dazu beitragen, den Körper in den Hintergrund treten zu lassen und den Geist auf das Gebet, die Buße und die Versöhnung zu konzentrieren.
Der Tag wird hauptsächlich in der Synagoge verbracht, wo spezielle Gebete und Lesungen aus der Tora den Gottesdienst prägen. Im Mittelpunkt steht das Bekenntnis der Sünden und die Bitte um Vergebung.
Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen
Jom Kippur ist nicht nur ein Tag der Buße, sondern auch ein Tag der Versöhnung. Jüdinnen und Juden sind angehalten, sich mit ihren Mitmenschen auszusöhnen, bevor der Feiertag beginnt. Dazu gehört, sich für begangenes Unrecht zu entschuldigen und denen zu vergeben, die einem selbst Unrecht getan haben.
Die Versöhnung mit Gott ist eng mit der Versöhnung mit den Mitmenschen verbunden. Nur wer sich mit seinen Mitmenschen versöhnt hat, kann auch auf die Vergebung Gottes hoffen.
Jiskor: Gedenken an die Verstorbenen
Ein wichtiger Bestandteil des Jom Kippur-Gottesdienstes ist das Jiskor-Gebet, in dem die Verstorbenen geehrt und an ihr Leben und Wirken erinnert wird. Das Jiskor-Gebet ist ein Ausdruck der Dankbarkeit und der Verbundenheit mit den Vorfahren und dient dazu, ihr Andenken in Ehren zu halten.
Hoffnung auf ein gutes neues Jahr
Jom Kippur ist ein ernster und besinnlicher Tag, aber auch ein Tag der Hoffnung. Nach dem Fasten und den Gebeten blicken Jüdinnen und Juden hoffnungsvoll auf das kommende Jahr. Sie vertrauen darauf, dass Gott ihnen ihre Sünden vergeben hat und dass sie mit einem reinen Gewissen und neuer Kraft in das neue Jahr starten können.
Das Schofar, ein Widderhorn, wird am Ende des Jom Kippur-Gottesdienstes geblasen, um das Ende des Fastens und den Beginn des neuen Jahres anzukündigen. Das Schofar-Signal ist ein Zeichen der Freude und der Hoffnung und erinnert an die Bundesgenossenschaft zwischen Gott und dem Volk Israel.
Jom Kippur heute: Ein Tag der Besinnung in einer schnelllebigen Zeit
Auch in der heutigen, schnelllebigen Zeit hat Jom Kippur nichts von seiner Bedeutung verloren. Der Feiertag bietet die Gelegenheit, innezuhalten, Bilanz zu ziehen und sich auf das Wesentliche zu besinnen. Er erinnert an die Bedeutung von Versöhnung, Vergebung und sozialer Verantwortung.
Jom Kippur ist ein Tag, an dem Jüdinnen und Juden weltweit ihre Verbundenheit mit ihrer Religion und ihrer Tradition zum Ausdruck bringen und ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft bekräftigen. Es ist ein Tag der Besinnung, der Buße und der Hoffnung, der die jüdische Gemeinschaft seit Jahrhunderten prägt und inspiriert.
