Es ist eine Wettlauf gegen die Zeit, der sich jedes Jahr aufs Neue wiederholt: Bevor die ersten Landwirte ihre Wiesen mähen, um Heu zu gewinnen, schwärmen Freiwillige aus, um Rehkitze vor dem sicheren Tod durch die Mähwerke zu bewahren. Die jungen Tiere, die in den ersten Lebenswochen noch keinen Fluchtinstinkt besitzen, ducken sich instinktiv ins hohe Gras und werden so leicht übersehen – ein tragisches Schicksal, das dank des unermüdlichen Einsatzes von Helfern immer häufiger verhindert werden kann.
Nachts im Einsatz: Die Suche nach den Versteckten
Die Rettungsaktionen beginnen oft schon in der Nacht, bevor die Landwirte mit der Heuernte beginnen. Ausgestattet mit Taschenlampen und viel Geduld durchkämmen die Freiwilligen die Wiesen und Felder auf der Suche nach den versteckten Rehkitzen. Eine mühsame und zeitaufwendige Aufgabe, denn die jungen Tiere sind Meister der Tarnung und kaum zu entdecken.
„Es ist immer ein ergreifender Moment, wenn man ein Kitz findet“, erzählt Anna Schmidt, eine der ehrenamtlichen Helferinnen. „Man weiß, dass man gerade ein Leben gerettet hat. Aber es ist auch traurig zu wissen, dass es noch so viele andere gibt, die wir nicht finden können.“
Hightech-Unterstützung: Drohnen mit Wärmebildkameras im Einsatz
Um die Suche effizienter zu gestalten, werden zunehmend Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt. Diese Hightech-Helfer können die von den Kitzen abgegebene Wärme orten und so auch versteckte Tiere aus der Luft aufspüren. Die Drohnen werden von speziell ausgebildeten Piloten gesteuert, die die Aufnahmen in Echtzeit auswerten und die Freiwilligen am Boden zu den Fundorten lotsen.
„Die Drohnen sind eine enorme Unterstützung“, erklärt Janine Böhnke, der die Einsätze koordiniert. „Sie ermöglichen es uns, viel größere Flächen in kürzerer Zeit abzusuchen und so mehr Kitze zu retten.“
Wie funktioniert die Rettung?
Sobald ein Kitz entdeckt wurde, wird es vorsichtig eingefangen und in eine Kiste mit Gras und Heu aus der Umgebung gelegt. Die Kiste wird dann an einem sicheren Ort in der Nähe des Fundortes platziert, wo die Ricke ihr Jungtier nach dem Mähen wiederfinden kann. Wichtig ist, dass die Helfer das Kitz nicht berühren, um zu vermeiden, dass es den Geruch des Menschen annimmt und von der Mutter verstoßen wird.
„Wir versuchen, den Stress für die Tiere so gering wie möglich zu halten“, betont Janine Böhnke. „Es ist wichtig, dass sie so schnell wie möglich wieder mit ihrer Mutter vereint werden.“
Finanzierung durch Bund und Spenden
Die Rettungsaktionen werden vom Bund und durch Spenden finanziert. Die Gelder werden unter anderem für die Anschaffung und den Betrieb der Drohnen, die Ausbildung der Piloten und die Ausrüstung der Freiwilligen verwendet.
Appell an die Landwirte: Zusammenarbeit ist entscheidend
Die Helfer appellieren auch an die Landwirte, die Rettungsaktionen zu unterstützen und vor dem Mähen Kontakt zu den Freiwilligen aufzunehmen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Helfern ist entscheidend, um möglichst viele Rehkitze vor dem Tod zu bewahren.