Die Lufthansa-Gruppe hat in diesem Sommer einen Gewinneinbruch verzeichnet. Obwohl die Nachfrage nach Flugtickets sehr hoch und der Umsatz auf Rekordniveau war, fiel der Gewinn geringer aus als im Vorjahr. Dieses unerwartete Resultat hat den Dax-Konzern nun dazu veranlasst, ein umfangreiches Sparprogramm auf den Weg zu bringen.
Rekorderlöse, aber weniger Gewinn
In den Monaten Juli bis September konnte die Lufthansa-Gruppe zwar einen Rekordumsatz von 13,9 Milliarden Euro erwirtschaften – ein Plus von 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Allerdings sank der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes EBIT) um 13 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern noch 1,3 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen.
Als Gründe für den Gewinnrückgang nannte Lufthansa-Chef Carsten Spohr steigende Kerosinpreise sowie Mehrausgaben für die Bewältigung des Reiseansturms. „Die zweite Jahreshälfte 2022 ist deutlich herausfordernder, als wir es zu Beginn des Jahres erwartet hatten“, so Spohr.
Höhere Kosten belasten die Bilanz
In der Tat hatten viele Fluggesellschaften in diesem Sommer mit massiven Problemen zu kämpfen. Personalmangel an Flughäfen und bei Bodenabfertigungsdiensten führte vielerorts zu Chaos, Verspätungen und Flugausfällen. Um die Situation in den Griff zu bekommen, musste die Lufthansa zusätzliches Personal einsetzen und Sonderschichten fahren.
Darüber hinaus belasteten steigende Kerosinpreise infolge des Ukrainekriegs die Bilanz. Der Treibstoff ist traditionell einer der größten Kostenfaktoren der Flugbranche. Im dritten Quartal zahlte die Lufthansa rund 40 Prozent mehr für Kerosin als im Vorjahreszeitraum.
Sparprogramm soll Effizienz steigern
Um die Profitabilität zu verbessern, hat der Lufthansa-Vorstand nun ein umfangreiches Sparprogramm angekündigt. Bis Ende 2023 sollen die Kosten um 2,5 Milliarden Euro gesenkt werden. Dafür will der Konzern an vielen Stellschrauben drehen: Von Personalabbau über Effizienzsteigerungen in der Verwaltung bis hin zu Flotteneinsparungen.
„Wir müssen uns in einem herausfordernden Umfeld behaupten und unsere Ertragskraft deutlich stärken“, betonte Spohr. Ziel sei es, bis 2024 eine operative Marge von mindestens 8 Prozent zu erreichen. Im Gesamtjahr 2022 wird die bereinigte operative Marge voraussichtlich nur bei etwa 5 Prozent liegen.
Auch die Investoren zeigen sich von den jüngsten Quartalszahlen enttäuscht. Die Lufthansa-Aktie geriet nach Bekanntgabe der Ergebnisse unter Druck und verlor zeitweise rund 6 Prozent an Wert. Seit Jahresbeginn hat der Kurs bereits über 30 Prozent nachgegeben.
Schwierige Rahmenbedingungen in der Branche
Die Lufthansa ist mit ihren Herausforderungen nicht allein. Die gesamte Luftfahrtbranche hat zurzeit mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen, die sich auch auf die Ertragslage auswirken:
- Personalmangel: An vielen Flughäfen und bei Dienstleistern wie Bodenabfertigungen fehlt es an qualifiziertem Personal. Dies führt zu Engpässen und Verspätungen.
- Treibstoffpreise: Der starke Anstieg der Kerosinpreise infolge des Ukrainekriegs belastet die Bilanzen der Fluggesellschaften erheblich.
- Infrastruktur-Engpässe: An den Flughäfen mangelt es oft an Kapazitäten, um den Reiseansturm zu bewältigen. Verspätungen und Flugausfälle sind die Folge.
- Unsicherheit bei Passagieren: Viele Verbraucher sind nach den Pandemie-Einschränkungen verunsichert und planen ihre Reisen kurzfristiger. Dies erschwert die Kapazitätsplanung der Airlines.
„Wir befinden uns in einer volatilen Phase mit enormen Herausforderungen für die Branche“, sagte Lufthansa-Chef Spohr. „Das wird uns noch eine Weile beschäftigen.“
Hoffnung auf Besserung im kommenden Jahr
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten ist Spohr optimistisch, dass sich die Lage im nächsten Jahr entspannen wird. „2023 wird deutlich besser“, prognostizierte er. Dann sollen die Kosteneinsparungen greifen und die Nachfrage weiter anziehen.
Bis dahin müssen die Fluggesellschaften aber noch einige Herausforderungen meistern. Die Lufthansa will mit ihrem Sparprogramm die Profitabilität rasch wieder steigern und gleichzeitig in den Ausbau der Flugkapazitäten investieren. Denn die Nachfrage nach Flugreisen ist trotz aller Turbulenzen weiterhin hoch.
„Die Lust auf Reisen ist ungebrochen“, betonte Spohr. „Unsere Kunden wollen fliegen und das werden wir ihnen auch in Zukunft ermöglichen – mit einer schlagkräftigen und effizienten Lufthansa-Gruppe.“
