Bauern und Politik warnen vor Fusion von Bayer und Monsanto

Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold appelliert an die Europäische Kommission, die geplante Übernahme des US-Gensaatherstellers Monsanto durch den Leverkusener Chemiekonzern Bayer nicht zu genehmigen. „Die Konzentration im Agrarbereich ist für fairen Wettbewerb unzuträglich“, sagte der Politiker der „Welt am Sonntag“. Giegold verwies dabei auf weitere Zusammenschlüsse in der Branche: Die Schweizer Firma Syngenta etwa wurde von ChemChina geschluckt, zudem haben sich beiden US-Riesen Dow Chemical und DuPont zusammengeschlossen.

„Über 60 Prozent des Weltmarktes für Saatgut und Pestizide in der Hand von nur drei Unternehmen bringt eine Machtkonzentration, die das Gegenteil von sozialer Marktwirtschaft ist.“ Die Wettbewerbshüter der EU prüfen derzeit die möglichen Auswirkungen der geplanten Monsanto-Übernahme durch Bayer. Dabei kam es bereits mehrfach zu Verzögerungen. Zuletzt hatte Wettbewerbskommissarin Margarethe Verstager aus Dänemark die Frist zur Entscheidung bis zum 5. März 2018 verlängert. Dabei sollte der Deal nach dem Willen der Unternehmen eigentlich schon zum Jahreswechsel abgeschlossen sein. „Es wird hart gerungen. Zumal Vestagers guter Ruf als Verteidigerin fairen Wettbewerbs auf dem Spiel steht“, sagte Giegold. Bauernvertreter wollen versuchen, den Deal noch zu verhindern. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die als sogenannte Drittpartei im Genehmigungsverfahren zugelassen ist und deswegen Stellungnahmen gegenüber der Kommission abgeben darf, wird am 9. Januar ein Gutachten vorstellen, das die Übernahme wettbewerbsrechtlich einordnet. Wesentliche Kritikpunkte an der Fusion hat die AbL bereits in einem Dossier zusammengefasst, über das die „Welt am Sonntag“ berichtet. Darin warnen die Interessenvertreter vor einer extremen Marktkonzentration bei Saatgut und Pestiziden. Die Rede ist von Marktanteilen in der Größenordnung von 60 bis 70 Prozent für die dominierenden Konzerne nach einem Zusammenschluss von Bayer und Monsanto – und daraus folgend deutlich steigende Preise und mögliche Auslistungen von Saatgutsorten. „Die Frage ist: Wer kontrolliert, was auf dem Acker wächst, und damit auch das, was wir in Zukunft essen“, sagte Annemarie Volling, die Gentechnikexpertin der AbL. „Diese wichtige Entscheidung dürfen wir nicht einfach den Konzernen überlassen.“ Darüber hinaus wird in dem Dossier vor einer enormen Konzentration beim sogenannten Smart Farming gewarnt. Sowohl Bayer als auch Monsanto hätten jeweils starke Unternehmen in diesem stark wachsenden Marktsegment. Beim Smart Farming nutzen die Unternehmen Daten zu unter anderem Bodenverhältnissen, dem Wetter und vergangenen Ernten, um den Landwirten das passende Saatgut für jeden Acker und den optimalen Moment und die beste Dosierung für den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln vorzuschlagen.

Foto: Bayer, über dts Nachrichtenagentur

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