Die Abwanderung aus den neuen Bundesländern nach Westen ist so niedrig wie nie seit der Wiedervereinigung. Die Differenz zwischen Weg- und Zuzügen aus dem Westen habe bei gerade einmal 3300 Menschen gelegen, teilte die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), mit. Allerdings trage zu der Verbesserung der Zahlen bei, dass in vielen Regionen schlicht niemand mehr zum abwandern geblieben sei.
„Die Herausforderungen für die Kommunen werden nicht kleiner, sondern größer“, so Gleicke weiter. Vor allem der größer werdende Anteil älterer Menschen stelle eine Belastung dar. „Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass vor allem die wirtschaftsstarken Städte von der Wanderungsbewegung profitieren.“ Hoffnung bereite die Attraktivität ostdeutscher Universitätsstädte: Allerdings müssten Maßnahmen ergriffen werden, um junge Menschen nach dem Studium vor Ort zu binden. „Viele gehen hinterher wieder weg, um woanders zu arbeiten“, so Gleicke.
Für das Jahr 2014 war per Saldo nur noch eine Ost-West-Wanderung (ohne Berlin) von 3.300 Personen zu verzeichnen: Das ist mit Abstand der geringste Wert seit der Wiedervereinigung, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Der Osten hat sich stabilisiert, der Strukturwandel ist vollzogen“, sagte IW-Forscher Wido Geis.
„Die neuen Bundesländer haben wirtschaftlich aufgeholt, der starke Abbau der Arbeitsplätze aus den Nachwendejahren ist gestoppt. Der Osten ist attraktiv geworden.“ Die Wanderungsmuster haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. So verlassen seit dem Jahr 2009 mehr Männer den Osten Richtung Westen, während es bis dahin mehr Frauen waren. Die Geschlechterverhältnisse haben sich in den neuen und alten Bundesländern aber noch längst nicht angeglichen. So waren im Jahr 2014 im Osten 52,4 Prozent der 20- bis 49-jährigen Personen männlich, während es im Westen nur 50,5 Prozent waren. Den höchsten Männerüberschuss in dieser Altersgruppe wiesen mit einem Anteil von jeweils 52,7 Prozent Sachsen-Anhalt und Thüringen auf, gefolgt von Sachsen mit 52,6 Prozent, Mecklenburg-Vorpommern mit 52,4 Prozent und Brandenburg mit 51,6 Prozent. Einen Frauenüberschuss in dieser Altersklasse gab es nur in Hamburg. Trotz des deutlichen Rückgangs der Ost-West-Wanderung verlieren nach wie vor viele ländliche Kreise in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie dem südlichen Brandenburg stark an Bevölkerung. Das betrifft allerdings auch einige Regionen im Westen, insbesondere im nördlichen Bayern. Die stärkste Abwanderung gab es im Jahr 2014 im Landkreis Fürth mit 4,2 Personen je 1.000 Einwohnern. An zweiter Stelle folgte der Elbe-Elster-Kreis in Brandenburg mit 3,7 und an dritter die Stadt Würzburg mit 3,4.
Foto: Vier junge Leute auf einer Treppe, über dts Nachrichtenagentur

