Bildungsforscher erwartet bei Prüfungsabsage besseren Abi-Schnitt

Nach der von der schleswig-holsteinischen Kultusministerin Karin Prien geplanten Absage der Abiturprüfungen erwartet der Kieler Bildungsforscher Olaf Köller einen „Jahrgang mit dem besten Abi-Schnitt seit Langem“. Man könne lediglich die Leistungen aus den letzten vier Halbjahren der Oberstufe zum Maßstab nehmen, sagte Köller der Wochenzeitung „Die Zeit“. Diese Vornoten fielen in der Regel aber besser aus als die Noten in der Abiturprüfung selbst, am Gymnasium mache das bis zu zwei Zehntelpunkte der Gesamtnote aus.

Für Schüler, die sich um begehrte Studienplätze in Medizin oder Psychologie bewerben, sei dies ein erheblicher Vorteil. „Geradezu jubeln dürfen dieses Jahr alle Schüler, die ihr Abitur nicht auf einem Gymnasium ablegen, sondern auf Gesamtschulen, Sekundarschulen oder beruflichen Gymnasien“, sagte der Bildungsforscher der „Zeit“. Hier sei die Diskrepanz zwischen Vornoten und Abiturnoten noch größer. Köller kritisierte Priens Absage als „Bankrotterklärung der Schulen in puncto Digitalisierung“. Es sei durchaus möglich, mündliche Onlineprüfungen durchzuführen. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel über die digitale Schule geredet, aber wenig dafür getan.“ Das räche sich nun, so der Bildungsforscher. „Was mich allerdings mehr schockiert ist die Fantasie- und Mutlosigkeit. Die Politik kapituliert vor der fraglos schwierigen Situation, ohne nach konstruktiven Lösungen zu suchen.“

Foto: Stühle im Flur einer Schule, über dts Nachrichtenagentur

 

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