Bouldern – Klettern als Trendsportart

Wenn jemand den Begriff Bouldern in Verbindung mit Sport oder Trendsportart hört, dann stehen ihm zumeist Fragezeichen in den Augen. Während „Klettern“ eine bekannte Sportart ist, ist Bouldern eher eine „Insider-Sportart“.

Was ist Bouldern?

Abgeleitet ist das Wort vom englischen „boulder“, das übersetzt „ grosser Felsblock“ bedeutet und das Klettern ohne Seil beschreibt. Geklettert wird an Felsblöcken, von denen man unter Umständen noch abspringen könnte. Einige kommen gerade einmal auf drei Meter Höhe, während andere sogar bis zu fünf Metern oder höher bouldern.

Der Unterschied zwischen dem Bouldern und Klettern besteht darin, dass beim Bouldern der Kletterer eher kompakter zur Kletterroute ist. Hier wird mehr Kraft benötigt und mehr Ausdauer. Zudem kommt es beim Bouldern auf die richtige Technik an. Beispielsweise gibt es Felsblöcke, bei denen im Sitzen gestartet wird. Das bedeutet, dass die Hände und Füße bereits an den griffen bzw. Tritten sind, bevor überhaupt das Hinterteil angehoben wird. Damit eben dieses angehoben wird, sind Technik und Kraft notwendig.

Auf jeden Fall hat sich Bouldern zu einem absoluten Trendsport in den letzten Jahren entwickelt. Und das Beste ist, jeder kann diese Sportart erlernen.

Der Bergsport wird zum Trendsport

Kletterer galten vor rund 15 Jahren noch als Individualisten und waghalsige Draufgänger. Zu dieser Zeit war das Bouldern fast unbekannt. Doch heute schießen die Kletter- und Boulderhallen wie Pilze aus dem Boden. Bouldern und Klettern ist eine Sportart die Spaß und Fitness vereint – es hat sich zu einem Massensport entwickelt.

Dabei sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. In ganz Deutschland gab es 1989 laut dem Deutschen Alpenverein (DAV) gerade einmal 20 Kletterhallen, die über eine Kletterfläche von über 100 Quadratmetern verfügten. Bereits 11 Jahre später waren es 180 und 2015 bereits 440. Im Jahr 2018 wurde die Zahl der Kletterhallen vom DAV, die mehr als 100 Quadratmeter Kletterfläche aufweisen auf rund 500 geschätzt. Allerdings sind davon rund ⅔ Seilkletterhallen – in erster Linie – und rund ⅓ sind reine Boulderhallen. Die bisher größte Kletterhalle weltweit ist das Kletterzentrum Thalkirchen in München mit einer Kletterfläche von 7.750 Quadratmetern.

Bekannte Bolder und die bekanntesten Boulderer

Dave Graham, Fred Nicole, Daniel Woods und Nalle Hukkataival zählen zu den bekanntesten und einflussreichsten Boulderern weltweit. Der weltweit schwerste boulder „Burden of Dreams 9A/V17“ befindet sich in Finnland. Er verlangte seinem Erstbegeher Nalle Hukkattaival mehrere Jahre Einsatz ab und über 80 Tage Arbeit, bis das er sich in wenigen Zügen zum Top zusammenhängen konnte. Bisher ist das unwiederholt.

Weitere bekannte Boulder sind:

  • Wheel of Life 8C/V15 in den Grampians, Australien
  • Der Highball* Livin large 8C/+ in Südafrika
  • Hypnotized Minds *C+ in Colorado, USA
  • Lucid Dreaming 8C in Bishop, USA

Bei einem Highball handelt es sich um einen besonders hohen boulder. Der Boulderer ist hier nicht nur schwierigkeitstechnische Anforderungen ausgesetzt, sondern er muss sich zudem intensiv mit seiner Psyche und dem Management potenziell gefährlicher Stürze auseinandersetzen.

Einer der bekannten deutschen Boulderer ist Alex Megos. Sein größter Erfolg ist bis dato der Boulder Estado Critico in Siurana, Spanien (bisher schwierigster Aufstieg On Sight 2013).

Welches Verletzungsrisiko besteht?

Selbst wenn Boulderer ohne Seil klettern, sind sie in den meisten Fällen nicht lebensmüde. Sicherlich ist beim Bouldern stets ein gewisses Verletzungsrisiko gegeben, da es beim Absprung oder bei einem Sturz zu einer unsanften Landung oder der Boulderer umknicken kann. Aus diesem Grund liegen Crashpads/Bouldermatten (Sturzpolster) aus. Da bei einem Sturz die Fallrichtung nur bedingt beeinflussbar ist, stehen am Sturzpolster sogenannte Spotter (Boulder-Freunde). Deren Aufgabe ist es, bei einem Sturz das Crashpad zu befördern und dafür zu sorgen, dass der Boulderer nicht unkontrolliert auf den Boden aufschlägt. Allerdings erfordert selbst das Spotten, volle Konzentration und ggf. Körpereinsatz.

Zudem gibt es Schürfwunden, vor allem am Granit lassen die Boulderer Haut. Die Haut an den Fingern reibt sich Extram ab und im schlechtesten Fall reißt sie ein. Selbst Bänderrisse in den Fingern können vorkommen. Doch davor schützen sich die Boulderer mit Tape, das sie als Stütze um die Gelenke wickeln.

Wettkämpfe im Bouldern

Jährlich finden hunderte von Boulderwettkämpfen statt, wobei fast jede Boulderhalle  einen eigenen Wettkampf ausrichtet. Jedoch richten diese sich eher an die Amateure. Doch es gibt zudem Formate, bei denen ein beachtliches Preisgeld winkt und die Weltcup-Athleten selbst in kleine Boulderhallen lockt.

So finden jedes Jahr in Deutschland Boulder-Wettkämpfe statt, wie der deutsche Bouldercup. Dabei handelt es sich vom Deutschen Alpenverein e.V. um eine veranstaltete Serie von Wettbewerben für deutsche Boulderer. Der Gesamtsieger des deutschen Bouldercups ist zugleich Deutscher Meister. Aber auch organisierte professionelle Wettkämpfe auf internationaler Ebene finden statt.  Beim boulder World Cup handelt es sich um eine Serie von mehreren internationalen Wettkämpfen mit Preisgeldern, bei denen ein Gesamtweltcupgewinner ermittelt wird. Bei den Athleten die an diesen Turnieren teilnehmen, handelt es sich überwiegend um professionelle Sportler, die ihren Lebensunterhalt mit Preisgeldern und Sponsoring verdienen.

Bei den Boulderwettkämpfen gibt es verschiedene Formate. Zumeist gibt es Qualifizierungsrunden, mit vielen zu bezwingenden Bouldern. In diesen werden die besten Teilnehmer für das Finale ermittelt. In der Regel gibt es dort nur vier boulder, die zu erzwingen sind. Üblicherweise sind die Frauen und Männer im Finale getrennt und bouldern an verschiedenen Wänden. Der Gewinner ist der mit den an meisten gekletterten Problemen.

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