Berlin – Der Begriff Whistleblower steht 2013 immer wieder im Mittelpunkt der Berichterstattung, auch in Verbindung mit Karin Hudes, die erst im Frühjahr mit ihren Flüstereien aus dem berühmten Nähkästchen neuerlich Aufmerksamkeit erregte. Jetzt ist sie wieder im Gespräch. Ihre Kassandra-Rufe schallen durch die Medien. Sie prophezeit den Zusammenbruch der westlichen Machtstrukturen, der politische und wirtschaftliche Einfluss werde sich zunehmend in Richtung der BRICS-Staaten verschieben. Das Crash-Down sei bereits im Gange, was der Goldpreis nur zu sehr verdeutliche. Und sie weiß, wovon sie spricht, denn sie war 20 Jahre als Anwältin und Ökonomin für die Weltbank tätig.
Von der Mitarbeiterin zum Whistleblower
Sie wollte die USA seit 2007 darauf aufmerksam machen, dass die Weltbank ihre Bilanzen manipuliere. Die Antwort, die Reaktion? Ihr Rauswurf. Seither redet sie, und sie redet Klartext. Sie legte eine Studie von drei Schweizer Systemanalysten vor. Die 43.000 transnationalen Konzerne seien, so das Ergebnis, eng miteinander über die Geschäftsführungen verflochten. 147 Firmen, meist aus der Finanzbranche, kontrollieren dabei 40 Prozent des Reinvermögens dieser Konzerne, sowie 60 Prozent des Ertrags. Sie kontrollieren jedoch noch mehr, laut Studie und Aussage von Karin Hudes, kontrollieren sie im Vorstand die Weltbank, die Welt, aus ihrer Machtposition heraus. Das hätten viele erkannt, meint sie, allen voran die BRICS-Staaten. „Die Weltbank zu umgehen und ihre eigene Entwicklungsbank zu gründen, ist ein mehr als deutliches Signal, die westliche Welt wissen zu lassen, dass es Zeit ist, die Korruption zu beenden.“ Auch in den Bestrebungen amerikanischer Bundesstaaten sehe sie diese Zeichen. Es bestehen Bestrebungen, eine gesetzliche Basis zur Einführung von Gold und Silber als legale Währung zu schaffen. „Auch das ist eine Aufforderung, die Korruption zu beenden.“
„Aufdecker müssen gehen“
Hudes sagte 2011 vor einem Ausschuss des Europäischen Parlaments für Haushaltskontrolle über die Bilanzmanipulationen aus und untermauerte ihre Aussage mit brisanten Unterlagen. Die Rechtsabteilung des Europäischen Parlaments entschied daraufhin, dass die Weltbank die Informationen erhalten solle. Resultat: Keine Kontrolle, keine Untersuchung, jedoch das Durchleuchten des Privatlebens zweier Aufdecker, den niederländischen Vertretern im Direktorium der Weltbank, Wüffels und Melkert. Wüffels leitete den Ausschuss zur Untersuchung eines Falls von Vetternwirtschaft, der zum Abschied von Weltbank-Präsident Wolfowitz führte. Es sollten in Wüffels Vergangenheit dunkle Seiten gesucht werden, die ihn diskreditieren könnten. „Das Weiße Haus hat dabei eine große Rolle gespielt. In meinem Fall war jedoch nichts zu finden, doch meine Kollegen im Direktorium waren bestürzt.“ Hude zeigt die Machenschaft weiterhin auf, denn für sie könne ein Crash nur durch die Rückkehr zu Recht und Ordnung verhindert werden. Kassandra in Troja? Oder doch gehört?

