Deutsches Nachbarland ist geizigster Staat der Erde

Deutsches Nachbarland ist geizigster Staat der Erde


Der World Giving Index, eine jährliche Studie der Charities Aid Foundation, gibt einen aufschlussreichen Überblick über die Spendenkultur rund um den Globus. In der aktuellsten Ausgabe für das Jahr 2024 zeigt sich ein interessantes Bild: Während einige Länder für ihre außergewöhnliche Hilfsbereitschaft bekannt sind, gibt es auch Staaten, in denen Wohltätigkeit ein eher vernachlässigtes Thema zu sein scheint.

An der Spitze des Index finden sich traditionell Länder wie die USA, Australien und Neuseeland, die schon seit Jahren zu den großzügigsten Spendern weltweit zählen. Doch auch einige Überraschungen sind dabei: So hat sich Island in den letzten Jahren zunehmend als äußerst wohltätiges Land etabliert und belegt nun sogar den zweiten Platz.

Das Schlusslicht: Deutschlands geizbärtiger Nachbar

Besonders interessant ist jedoch der Blick auf Deutschlands direkten Nachbarn. Laut dem World Giving Index 2024 ist ein Staat in Europa der „geizbärtigste“ der Welt: die Niederlande. Nur rund 16 Prozent der Niederländer geben regelmäßig Geld für wohltätige Zwecke aus – im globalen Vergleich ein sehr niedriger Wert. Damit bilden die Niederländer das Schlusslicht in Sachen Spendenfreudigkeit.

Diese Erkenntnis mag auf den ersten Blick überraschen, schließlich gelten die Niederlande gemeinhin als wohlhabendes und sozial engagiertes Land. Doch offenbar trifft das zumindest auf den Bereich der Wohltätigkeit nicht in vollem Maße zu. Stattdessen scheint hier eine gewisse Zurückhaltung und Skepsis gegenüber Spendenaktionen und karitativen Organisationen zu herrschen.

Ursachenforschung: Warum die Niederländer so wenig spenden

Aber woran liegt das? Experten machen hierfür verschiedene Faktoren verantwortlich:

Zum einen spielen kulturelle Aspekte eine Rolle. In den Niederlanden ist es üblich, dass der Staat die Verantwortung für soziale Belange übernimmt. Viele Bürger sehen daher die primäre Aufgabe des Wohlfahrtsstaats darin, sich um Bedürftige zu kümmern. Private Spenden werden hingegen als weniger notwendig erachtet.

Hinzu kommt ein ausgeprägtes Vertrauensproblem gegenüber karitativen Organisationen. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Skandale um Misswirtschaft und Intransparenz in diesem Bereich, was das Spendenverhalten der Niederländer nachhaltig beeinflusst hat. Viele sind daher skeptisch, ob ihr Geld tatsächlich bei den richtigen Empfängern ankommt.

Auch der traditionell ausgeprägte Pragmatismus und Nüchternheit der Niederländer spielt sicherlich eine Rolle. Großzügigkeit und Opferbereitschaft werden eher als Schwäche denn als Stärke gesehen. Stattdessen dominiert ein Mentalität des „jeder-ist-seines-Glückes-Schmied“, die wenig Platz für uneigennütziges Engagement lässt.

Initiativen für mehr Spendenbereitschaft

Angesichts dieser Befunde wundert es nicht, dass die Niederlande in Sachen Wohltätigkeit international eher als Schlusslicht gelten. Allerdings regt sich auch hierzulande langsam Bewegung: Verschiedene Organisationen und Initiativen versuchen, die Spendenbereitschaft der Niederländer zu steigern.

So setzt sich beispielsweise die Stiftung „Goede Doelen Nederland“ dafür ein, das Vertrauen in gemeinnützige Organisationen zu stärken. Durch Transparenz-Initiativen und die Etablierung von Gütesiegeln soll die Arbeit der Träger glaubwürdiger gemacht werden. Gleichzeitig werben die Aktivisten dafür, Spenden steuerlich stärker zu begünstigen, um die finanzielle Hürde für potenzielle Geber abzusenken.

Auch im Bildungsbereich gibt es Bemühungen, ein neues Spendenverständnis zu etablieren. So bieten einige Schulen und Universitäten Kurse an, in denen junge Menschen für das Thema Wohltätigkeit sensibilisiert werden. Das Ziel: eine neue Generation von engagierten und großzügigen Spendern heranziehen.

Ob diese Initiativen letztlich Früchte tragen und die Niederlande in Zukunft weiter vorne im World Giving Index landen, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass es hier noch einiges aufzuholen gilt, um mit den Spitzenreitern der Spendenfreudigkeit Schritt zu halten.

Deutschlands Spendenverhalten im Vergleich

Doch wie steht es eigentlich um Deutschland selbst? Im Vergleich zu den Niederlanden schneidet das Land durchaus besser ab, auch wenn es ebenfalls nicht zu den weltweit großzügigsten Spendern zählt.

Laut dem World Giving Index 2024 liegt der Anteil der deutschen Bürger, die regelmäßig Geld für gute Zwecke geben, bei rund 27 Prozent. Damit befindet sich Deutschland im Mittelfeld der untersuchten Länder – deutlich vor den Niederlanden, aber auch hinter Vorreiterstaaten wie den USA oder Australien.

Interessanterweise zeigt sich hier ein Stadt-Land-Gefälle: Während in Großstädten wie Berlin oder Hamburg die Spendenbereitschaft überdurchschnittlich hoch ist, fällt sie in ländlichen Regionen eher gering aus. Offenbar spielt hier der Einfluss der urbanen Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle.

Insgesamt lässt sich für Deutschland also festhalten: Es gibt definitiv Luft nach oben, wenn es um die Großzügigkeit der Bürger geht. Aber im Vergleich zu manchem Nachbarn schneidet man zumindest noch relativ gut ab. Eine Erkenntnis, die Ansporn sein kann, das Spendenverhalten weiter zu verbessern.

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