Für die EU war die Förderung des Welthandels immer wichtig: Sie beseitigt Handelshemmnisse zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten und fördert den Handel mit Nicht-EU-Ländern. Im Jahr 2018 machten die Ausfuhren der EU 15,2 Prozent der weltweiten Warenexporte aus und die Einfuhren 15,1 Prozent der weltweiten Importe. Die EU ist neben den USA und China eine der größten Handelsmächte der Welt.
EU-Handelsabkommen
Die EU verfügt über rund 100 Handelsabkommen, die bereits in Kraft sind oder aktualisiert oder verhandelt werden. Bei Handelsabkommen geht es nicht nur um das Senken von Zöllen – sie bieten auch die Möglichkeit, unsere Handelspartner dazu zu bringen, die Qualitäts- und Sicherheitsstandards der EU sowie Produkte mit geschützter Ursprungsbezeichnung wie Champagner oder Roquefort-Käse anzuerkennen. Dies ist sehr wichtig, da europäische Lebensmittelprodukte in Hinblick auf Qualität und Traditionen weltweit hohes Ansehen genießen.
Die EU nutzt Handelsabkommen auch, um Umwelt- und Arbeitsstandards festzulegen (um beispielsweise die Einfuhr von Produkten zu vermeiden, die durch Kinderarbeit gefertigt wurden). Zuletzt hat die EU mit Japan ein Handelsabkommen unterzeichnet, das im Dezember 2018 vom Parlament angenommen wurde. Weitere Abkommen sind in Verhandlung.
Die wichtigsten Zahlen über den Handel der EU mit der übrigen Welt finden Sie in unserer Infografik: Exporte, Importe, Anzahl der damit verbundenen Arbeitsplätze in der EU und mehr.
EU-Importe und -Exporte
Europäische Unternehmen profitieren nicht nur von Skaleneffekten, die sich aus der Zugehörigkeit zum größten Binnenmarkt der Welt ergeben, sondern auch von Handelsabkommen, die es ihnen ermöglichen, viele ihrer Dienstleistungen und Waren zu exportieren. Gleichzeitig müssen ausländische Unternehmen, die in die EU exportieren wollen, dieselben hohen Standards erfüllen wie lokale Unternehmen, sodass die Gefahr des unlauteren Wettbewerbs durch Nicht-EU-Unternehmen, die Einsparungen machen, ausgeschlossen ist.
Zu den größten Partnern der EU bei den Warenausfuhren zählten zwischen Januar und August 2019 die USA (259,9 Milliarden Euro), China (145,3 Milliarden Euro) und die Schweiz (105,6 Milliarden Euro). In diesem Zeitraum importierte die EU hauptsächlich aus China (272,7 Milliarden Euro), gefolgt von den USA (193,2 Milliarden Euro) und Russland (105 Milliarden Euro).
Der Handel mit Nicht-EU-Ländern schuf Millionen von Jobs in Europa. Die Europäische Kommission schätzte, dass im Jahr 2017 rund 36 Millionen Arbeitsplätze vom Handel mit Nicht-EU-Ländern abhingen. Die Zugehörigkeit zum selben Binnenmarkt intensiviert zudem den Handel zwischen den einzelnen EU-Staaten. Darüber hinaus zwingt die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen von außerhalb der EU die europäischen Unternehmen dazu, wettbewerbsfähiger zu sein und bietet den Verbrauchern mehr Auswahl und niedrigere Preise.
China: Größter Export-Verlierer in 2019
“Der schwache Welthandel bringt 2019 eine Reihe von Verlierern mit sich”, sagt Van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. “Zu diesen gehört neben China auch Deutschland. Das ist wenig überraschend, denn keine andere große Exportnation hat mehr Handelspartner als Deutschland und ist mehr vom globalen Handel abhängig. Negative internationale Entwicklungen schlagen demnach schnell auf Wirtschaft und Unternehmen durch. Insbesondere der hohe Exportanteil von Automobilen (13%) und Investitionsgütern (45%) wirkt sich aktuell negativ aus, ebenso wie die ungünstige geografische Verteilung der Exporte. Fast 20% gehen nach China, Italien und Großbritannien.”
Zunahme von Handelsbarrieren
Grund für den schwachen Welthandel ist nach Ansicht der Euler Hermes Experten zum einen das deutlich langsamere Wachstum der Weltwirtschaft mit 2,5% im Jahr 2019 im Vergleich zu noch +3,1% im Vorjahr. Zudem können 2 Prozentpunkte (pp) bei den Einbußen über zwei Jahre (2019 und 2020) direkt auf die großen Unsicherheiten und die höheren weltweiten Zölle durch den Handelskonflikt zurückgeführt werden.
“Protektionismus ist das neue Normal”, sagt Van het Hof. “2019 wurden mit 1.291 neuen Maßnahmen weltweit zwar etwas weniger neue Handelsbarrieren implementiert als im Vorjahr. Allerdings markierte 2018 auch einen Negativrekord mit 1.382 neuen Handelsbarrieren. Im laufenden Jahr sind es immer noch fast vier Mal so viele als noch vor zehn Jahren: 2009 waren es gerade mal 331 neue Maßnahmen.”
Die USA hat sich als zweifelhafter Rekordhalter auf ein Zoll-Niveau aus den 1970er zurück katapultiert mit durchschnittlichen Zöllen von rund 8%. Zum Vergleich: Ende 2017 waren es noch durchschnittlich 3%. Zwischen 2017 und 2019 wurden zudem drei Mal weniger Freihandelsabkommen unterzeichnet als in den zwei Jahren zuvor – obwohl die Europäische Union (EU) zuletzt zahlreiche Abkommen zum Abschluss gebracht hat.