Edeka stellt sich auf Zerschlagung ein

Edeka
In der Hängepartie um die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann bereitet die Edeka-Gruppe Plan B vor. Nach Informationen der Lebensmittel Zeitung (dfv Mediengruppe) will Edeka im Falle der Zerschlagung von Tengelmann alle kartellrechtlich unproblematischen Standorte des Supermarktbetreibers Kaiser’s übernehmen. Auch um die wettbewerbsrechtlich strittigen Standorte wollen die Hamburger sich bemühen, indem sie direkt mit den Vermietern verhandeln.

Im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme von Kaiser’s hat Edeka einen Plan B in der Hinterhand: Sollte die Gesamtübernahme scheitern und Tengelmann-Inhaber Karl-Erivan Haub das Unternehmen zerschlagen und abwickeln, will Edeka nach LZ-Informationen alle kartellrechtlich unproblematischen Standorte des Supermarktbetreibers Kaiser’s Tengelmann übernehmen. Angesichts des wirtschaftlichen Leidensdrucks würde Edeka ihren Verhandlungspartner Haub in diesem Fall aus den Verträgen lassen.

Wie bei Zerschlagungen üblich würde Haub die Läden ohne Mitarbeiter und Warenbestand veräußern, mithin also „besenrein“ übergeben, so Überlegungen aus dem Unternehmensumfeld. Die Kündigungen in den betroffenen Filialen müsste in diesem Fall Kaiser’s Tengelmann aussprechen.

Den Plänen zufolge würde Edeka nur bei den Märkten zugreifen. Auf den Produktionsstätten und den Logistikstandorten bliebe Tengelmann-Inhaber Karl-Erivan Haub in diesem Fall sitzen. Ein Käufer dafür ist derzeit nicht in Sicht.

Auch um die Filialen, die kartellrechtlich relevant sind, will sich Edeka nach LZ-Informationen weiter bemühen. Dazu will das Unternehmen direkt an die Vermieter herantreten und über eine Anmietung der Standorte verhandeln. Sollte dieser Plan B zum Tragen kommen, würde Edeka sofort mit der Privatisierung der Märkte beginnen. Auch würden für Edeka hohe Restrukturierungskosten entfallen, die im Falle einer Komplettübernahme von Kaiser’s angefallen wären. LZ-Informationen zufolge soll sich der wirtschaftliche Vorteil für Edeka im Plan B-Szenario auf mindestens 200 Mio. Euro belaufen.

Auf Anfrage der Lebensmittel Zeitung erklärte die Edeka-Zentrale zu ihren Plänen lediglich: „Wir hoffen immer noch auf eine Lösung in dem Fall. Aber selbstverständlich sind wir auch auf alternative Szenarien vorbereitet.“ Am Wochenende hatten Pläne von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub die Runde gemacht, die sowohl Filialschließungen als auch den Abbau tausender Arbeitsplätze vorsehen. Demnach häufe der Supermarktbetreiber monatlich 10 Mio. Euro Verlust an und könne nicht mehr auf eine juristische Klärung warten. In einer Aufsichtsratssitzung am 23. September wolle Haub den Plan vorlegen. Tengelmann bestätigte zwar den Termin, nicht aber die Inhalte des Treffens.

Bereits seit zwei Jahren kämpfen Edeka und Kaiser’s Tengelmann um Vollzug. Zwar hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel für die Übernahme per Ministererlaubnis bereits im März grünes Licht gegeben. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat die Ministererlaubnis aber vorerst gestoppt. Nach vorläufiger Prüfung im Eilverfahren bewertete der 1. Kartellsenat Gabriels Ausnahmegenehmigung als rechtswidrig. Das Hauptverfahren soll am 16. November eröffnet werden.

Ein Vollzug der Ministererlaubnis wäre nur noch möglich, wenn die Wettbewerber Rewe, Markant und Norma ihre Klage zurückzögen, was als sehr unwahrscheinlich gilt. Am 21. September verhandelt das OLG Düsseldorf über eine Klage von Tengelmann und Edeka gegen Auflagen der Untersagungsverfügung des Kartellamts. Die Behörde hatte den beiden Hochzeitskanditaten im März 2015 unter anderem untersagt, Filialen und Lagerstandorte zu schließen sowie den Einkauf zusammenzulegen.

Quelle: dfv Mediengruppe, Foto: © Edeka

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