Erst vor wenigen Tagen hatten Bauarbeiter eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg an der Baustelle der Carolabrücke in Dresden entdeckt. Nun ist es zu einem weiteren Zwischenfall gekommen.
Bei Baggerarbeiten zur Sanierung der eingestürzten Brücke stießen die Arbeiter auf eine weitere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Wie schon bei dem Vorfall am Montag handelt es sich um einen sogenannten „Blindgänger“ – eine Bombe, die zwar abgeworfen, aber nicht detoniert ist.
Die Entdeckung der Bombe löste umgehend einen Großeinsatz der Polizei und des Kampfmittelräumdienstes aus. Der Bereich um die Baustelle wurde weiträumig abgesperrt und evakuiert, um eine mögliche Detonation zu verhindern.
Experten des Kampfmittelräumdienstes untersuchten den Blindgänger eingehend und kamen zu dem Schluss, dass von ihm eine erhebliche Gefahr ausgeht. Die rund 250 Kilogramm schwere Bombe musste daher noch am selben Tag kontrolliert gesprengt werden.
Verzögerungen bei der Brückensanierung
Die neuerliche Bombenentdeckung ist ein herber Rückschlag für das Bauprojekt an der Carolabrücke. Ursprünglich sollten die Sanierungsarbeiten bereits im Sommer 2024 abgeschlossen sein. Nun müssen die Arbeiten erneut unterbrochen werden, was zu weiteren Verzögerungen führen wird.
„Es ist wirklich frustrierend. Wir hatten gehofft, dass der erste Bombenfund das Einzige gewesen wäre, was uns bei den Arbeiten aufhält“, sagte Dresdens Baubürgermeisterin Annelie Starke. „Leider zeigt sich einmal mehr, wie stark die Kriegsschäden aus dem Zweiten Weltkrieg noch immer nachwirken.“
Starke betonte, dass die Sicherheit der Arbeiter und Anwohner oberste Priorität habe. „Wir können kein Risiko eingehen. Jede Bombe, die wir finden, muss entschärft oder gesprengt werden.“ Das bedeute zwar weitere Verzögerungen, sei aber unumgänglich.
Herausforderungen bei der Kampfmittelbeseitigung
Die Suche nach und Beseitigung von Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg ist in Dresden eine Daueraufgabe. Experten schätzen, dass allein in der sächsischen Landeshauptstadt noch Zehntausende Blindgänger im Boden liegen.
„Das ist eine enorme Herausforderung“, erklärt Rolf Müller vom Kampfmittelräumdienst der Stadt Dresden. „Die Bomben und Granaten sind zum Teil über 75 Jahre alt und in sehr schlechtem Zustand. Das erhöht die Gefahr bei den Räumarbeiten erheblich.“
Hinzu kommt, dass viele der Blindgänger durch Bautätigkeiten, Infrastrukturmaßnahmen oder Witterungseinflüsse freigelegt und damit zur akuten Bedrohung werden. „Wir müssen ständig wachsam sein und jede Baustelle gründlich nach möglichen Kampfmitteln absuchen“, so Müller.
Die Stadt Dresden investiert daher jährlich Millionenbeträge in die Kampfmittelbeseitigung. Allein für die Arbeiten an der Carolabrücke sind bislang über eine halbe Million Euro aufgewendet worden.
Mahnung für mehr Vorsicht
Der erneute Bombenfund an der Carolabrücke mahnt einmal mehr zur Vorsicht im Umgang mit der Altlast des Zweiten Weltkriegs. Experten betonen, dass in ganz Ostdeutschland und insbesondere in Städten, die im Krieg schwer bombardiert wurden, weiterhin große Mengen an Kampfmitteln im Boden liegen.
„Jeder Erdaushub, jede Baumaßnahme birgt die Gefahr, auf Blindgänger zu stoßen“, warnt Rolf Müller. „Wir müssen die Bevölkerung für dieses Thema sensibilisieren und dafür sorgen, dass alle Beteiligten die nötige Vorsicht an den Tag legen.“
Annelie Starke, die Baubürgermeisterin Dresdens, appelliert an alle Bürger, verdächtige Funde umgehend den Behörden zu melden. „Je schneller wir von möglichen Kampfmitteln erfahren, desto besser können wir reagieren und Gefahren abwenden.“ Nur so lasse sich das Risiko für Leib und Leben minimieren.
Trotz der erneuten Verzögerungen ist Starke zuversichtlich, dass die Carolabrücke letztendlich erfolgreich saniert werden kann. „Wir lassen uns von solchen Rückschlägen nicht entmutigen. Die Brücke ist für Dresden von großer Bedeutung und wir werden alles daran setzen, sie so schnell wie möglich wieder dem Verkehr zu übergeben.“
