Reporterin Marie Sievers hat mit ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner über Finanzbildung in Schulen gesprochen. Brunner hat am Dienstag ein Schulpilotprojekt dazu vorgestellt.
Die finanzielle Allgemeinbildung vieler Österreicherinnen und Österreicher lässt zu wünschen übrig. Das ist ein Befund, der nicht nur Expertinnen und Experten, sondern auch Politikern Sorge bereitet. Um dem entgegenzuwirken, hat Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Dienstag ein Schulpilotprojekt zur Förderung der Finanzbildung vorgestellt. Reporterin Marie Sievers sprach mit dem Minister über die Notwendigkeit solcher Initiativen und die konkreten Ziele des Projekts.
„Kinder früh aufmerksam machen“
„Es ist wichtig, Kinder früh aufmerksam zu machen auf den Umgang mit Geld“, betont Brunner im Gespräch. „Sie müssen verstehen, wie das System funktioniert, wie man spart, wie man investiert und wie man Schulden vermeidet. Nur so können sie später im Leben verantwortungsvolle finanzielle Entscheidungen treffen.“ Die Vermittlung dieser Kompetenzen dürfe nicht erst im Erwachsenenalter beginnen, sondern müsse bereits in der Schule ihren Platz finden.
Pilotprojekt in ausgewählten Schulen
Das Schulpilotprojekt, das Brunner am Dienstag präsentierte, soll in ausgewählten Schulen in ganz Österreich durchgeführt werden. Es umfasst verschiedene Module, die auf die jeweiligen Altersgruppen zugeschnitten sind. Dabei geht es nicht nur um theoretisches Wissen, sondern auch um praktische Übungen und Simulationen, in denen die Schülerinnen und Schüler den Umgang mit Geld spielerisch erlernen können.
Themenbereiche des Projekts
Die Themenbereiche des Pilotprojekts sind vielfältig und umfassen unter anderem:
- Grundlagen der Finanzmathematik: Zinsrechnung, Inflation, Sparen
- Budgetplanung und Konsumverhalten: Umgang mit Taschengeld, Erstellung eines Budgets, kritischer Konsum
- Finanzprodukte und -dienstleistungen: Girokonto, Kreditkarte, Versicherungen, Kredite
- Altersvorsorge: Staatliche und private Vorsorgemöglichkeiten
- Schuldenprävention: Gefahren der Verschuldung, Umgang mit Schulden
Kooperation mit Expertinnen und Experten
Um die Qualität des Pilotprojekts zu gewährleisten, arbeitet das Finanzministerium eng mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Bildung und Finanzen zusammen. Pädagoginnen und Pädagogen werden speziell geschult, um die Inhalte des Projekts altersgerecht und verständlich zu vermitteln. Auch Vertreterinnen und Vertreter von Banken, Versicherungen und Verbraucherschutzorganisationen werden in das Projekt eingebunden.
Evaluation und Weiterentwicklung
Das Schulpilotprojekt soll wissenschaftlich evaluiert werden, um seine Wirksamkeit zu überprüfen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Die Ergebnisse der Evaluation sollen in die Weiterentwicklung des Projekts einfließen und die Grundlage für eine mögliche Ausweitung auf alle Schulen in Österreich bilden.
Kritik und Herausforderungen
Trotz der positiven Ansätze gibt es auch Kritik an dem Projekt. Einige Bildungsexperten bemängeln, dass die Finanzbildung zu wenig Raum im Lehrplan einnimmt und zu stark auf ökonomische Aspekte ausgerichtet ist. Sie fordern eine stärkere Berücksichtigung sozialer und ethischer Fragen. Zudem wird kritisiert, dass das Projekt zu stark von der Finanzindustrie beeinflusst werde.
Brunner verteidigt das Projekt
Brunner verteidigt das Projekt gegen die Kritik: „Wir wollen die Schülerinnen und Schüler nicht zu Finanzexperten machen, sondern ihnen das nötige Rüstzeug mitgeben, um im Leben verantwortungsvolle finanzielle Entscheidungen treffen zu können.“ Er betont, dass die Unabhängigkeit des Projekts gewährleistet sei und alle Interessengruppen eingebunden würden.
Die Einführung der Finanzbildung in Schulen ist ein wichtiger Schritt, um die finanzielle Kompetenz der Bevölkerung zu stärken und zukünftige Generationen vor den Gefahren der Verschuldung zu schützen. Ob das Pilotprojekt erfolgreich sein wird und langfristig zu einer Verbesserung der Finanzbildung in Österreich beitragen kann, bleibt abzuwarten.