Flughafen BER: Abriss und Neubau oder Weiterbau?

Flughafen BER: Abriss und Neubau oder Weiterbau?

Von der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ wurde zu Beginn des Monats Thorsten Dirks zum Hauptstadtflughafen BER mit den Worten „Das Ding wird abgerissen und neu gebaut“ zitiert. Allerdings war diese Aussage keinesfalls für das öffentliche Ohr gedacht, da dieser Satz in vertrauter Runde fiel. Aber dieser Gedanke scheint nicht ganz abwegig.

Einige Anlagen veralten bereits

Die Anlagen am Flughafen Berlin-Brandenburg veralten, je mehr Zeit vergeht und das gilt auch für die Lufthansa-Monitore sowie die 750 Monitore. Diese haben bereits ihr Lebensende erreicht und müssen nun für 500.000 Euro ersetzt werden. Seit Beginn der Bauarbeiten stiegen die Gesamtkosten für den Flughafen kräftig. Zum Start 2006 beliefen sich die geplanten Kosten auf 2 Milliarden Euro und zuletzt waren sogar von 6,6 Milliarden Euro die Rede. Aber dabei dürfte es sich wohl nicht um das letzte Wort gehandelt haben. Die Frage die sich stellt, ist, ob es sich lohnt noch weiterzubauen oder ob es nicht sinnvoller wäre, einen Abriss in Berlin Brandenburg vorzunehmen.

Es ist ein großes Dilemma, da die Branche einen neuen Flughafen dringender benötigt als je zuvor. In Berlin wächst die Luftfahrt, selbst wenn es aufgrund der Pleite von Air Berlin kurzfristig zu einem Rückgang bei den Passagierzahlen kam. In Berlin sind die sogenannten Slots (Start- und Landerechte) knapp. Beispielsweise wäre der irische Billigflieger Ryanair gern in dem gerade begonnenen Sommerflugplan von Tegel aus gestartet, doch erhielt die dafür notwendigen Verkehrsrechte nicht. Einen Start von Berlin-Tegel ist der Airline jetzt nur durch den Einsteig bei Laudamotion möglich. Durch BER würde es zu einer Entlastung kommen, auch wenn bereits heute bekannt ist, dass der Airport schon bei seiner Eröffnung zu klein sein wird.

Niemand traut mehr den Terminzusagen

In Berlin haben sie den Humor wenigstens nicht verloren. So erklärte Rainer Bretschneider „Wir können Flughafen“ und strahlte den CEO von Easyjet Johan Lundgren an. Doch die selbstironische Bemerkung vom Staatssekretär aus Brandenburg hat einen bitteren Hintergrund: der Flughafen Berlin-Brandenburg wird seit Jahren nicht fertig und zudem gibt es noch eine insolvente Fluggesellschaft, die den Namen der Hauptstadt führt. Damit brilliert Berlin beim Thema Luftfahrt nicht wirklich.

Doch wie gut, dass es Easyjet gibt, denn der Billiganbieter füllt die Lücke, die von Air Berlin gerissen wurde. Am Flughafen Tegel hat sich das Management und Lundgren sein Engagement 200 Millionen Euro kosten lassen. Damit geht doch noch etwas in Berlin und eben das ist auch dringend notwendig. Seit Jahren ist der Flughafen Berlin-Brandenburg im Bau und damit auch die Debatte darüber, was passieren soll. Vor allem durch den sehr zugespitzten Kommentar von Lufthansa-Vorstand Dirks wurde diese neu entfacht und das versteht jeder. Der Plan: BER soll im Oktober 2020 seinen Betrieb aufnehmen.

In der Branche vertraut niemand mehr den Terminzusagen, nachdem bereits die Eröffnungsfeier sechsmal verschoben wurde – geschweige denn das in den eigenen Unternehmen mit Herbst 2020 geplant wird. Bei der großen Easy-Show Ende März in Tegel. CEO Lundgren erklärte auf die Frage warum sich eine Airline noch so groß an einem Flughafen engagiere antwortete er, dass Easyjet die größte Fluggesellschaft am Flughafen Berlin-Brandenburg sein wird. Die Easyjet-Manager antworteten auf die Frage lieber ausweichend.

Abriss des BER ist schlicht „Unsinn“

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup spürt den Druck, der Fluggesellschaften. Denn will eine Airline wachsen, dann muss sie an beiden Flughäfen in Berlin präsent sein: Schönefeld und Tegel. Dadurch werden Aufwand und Kosten in die Höhe getrieben und das ist Gift in einer Branche mit hartem Wettbewerb. Eben aus diesem Grund hält Daldrup einen Abriss des BER für schlichtweg „Unsinn“. Für ihn bleibt es dabei, dass der Airport im Oktober 2020 eröffnet wird. Auch vom Berliner Senat gab es eine Art vertrauensbildende Maßnahme, durch den Beschluss, dass Berlin-Tegel wie geplant nach der Eroeffnung geschlossen wird. Eine Offenhaltung des alten Airports, für den sich 56,4 % der Wähler bei einem Volksentscheid im September 2017 ausgesprochen haben, soll nicht in die Tat umgesetzt werden.

Der Flughafen-Chef versucht, jegliche Zweifel aus dem Weg zu räumen, und wiederholt immer wieder seine Aussagen zum Eröffnungstermin. Ende Februar führte er Journalisten durch das Terminal und erklärte dabei, dass man sich mit den Risiken fast bis zum Erbrechen beschäftigt habe. Ein Blick in den Terminal bestätigt, das einmal abgesehen von den geöffneten Deckenklappen, die später die Kabel verbergen, der Flughafen BER fertig aussieht. Das heißt, dass die Fluggastbrücken bereitstehen, die Böden und Teppiche seit Langem verlegt sind und von 40 Gebäuden 39 fertig sind. Einzig und allein das Hauptterminal ist noch nicht fertig, während zuletzt das Pier Süd fertiggestellt wurde. Das ist für den Flughafen-Chef Daldrup ein kleiner Meilenstein, denn es handelt sich dabei um ein kleines Fluggastterminal. Die Erfahrungen, die beim Bau gemacht wurden, seien auf das Hauptterminal übertragen worden. Des Weiteren liegen inzwischen auch alle Baugenehmigungen für das Hauptterminal vor.

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