Gefährliche Nebenwirkung bei L-Thyroxin entdeckt

Gefährliche Nebenwirkung bei L-Thyroxin entdeckt


Die Verwendung von L-Thyroxin, einem synthetischen Schilddrüsenhormon, ist weit verbreitet. Millionen von Menschen weltweit nehmen dieses Medikament ein, um Funktionsstörungen der Schilddrüse zu behandeln. Obwohl L-Thyroxin im Allgemeinen als sicher gilt, haben Forschungsergebnisse nun auf eine bislang unbekannte, aber ernsthafte Nebenwirkung hingewiesen: einen erhöhten Verlust von Knochendichte und das damit verbundene Osteoporoserisiko.

Schilddrüsenfunktion und L-Thyroxin

Die Schilddrüse ist eine wichtige endokrine Drüse im menschlichen Körper. Sie produziert die lebenswichtigen Hormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), auch bekannt als L-Thyroxin. Diese Hormone spielen eine entscheidende Rolle in der Regulierung des Stoffwechsels, der Körpertemperatur, der Herzfunktion und vieler anderer physiologischer Prozesse.

Wenn die Schilddrüse nicht richtig funktioniert, kann dies zu Hypothyreose (Unterfunktion) oder Hyperthyreose (Überfunktion) führen. In solchen Fällen verschreibt der Arzt häufig synthetisches L-Thyroxin, um den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Der Knochenmineralhaushalt und Osteoporose

Knochen sind dynamische Gewebe, die ständig umgebaut werden. Osteoblasten bauen neuen Knochen auf, während Osteoklasten alten Knochen abbauen. Normalerweise herrscht ein Gleichgewicht zwischen diesen beiden Prozessen, was zu einem stabilen Knochenmineralhaushalt führt.

Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der die Knochendichte abnimmt und die Knochen brüchiger werden. Dies erhöht das Risiko für Knochenbrüche, insbesondere an Hüfte, Wirbelsäule und Handgelenk. Osteoporose betrifft vor allem ältere Menschen, insbesondere Frauen nach den Wechseljahren, da der Östrogenmangel den Knochenabbau begünstigt.

Zusammenhang zwischen L-Thyroxin und Osteoporose

Mehrere Studien haben nun gezeigt, dass die Einnahme von L-Thyroxin mit einem erhöhten Risiko für Knochenverlust und Osteoporose in Verbindung steht. Dieser Zusammenhang lässt sich wie folgt erklären:

  1. Einfluss auf Knochenzellen: Schilddrüsenhormone wie T3 und T4 beeinflussen direkt die Aktivität von Osteoblasten und Osteoklasten. Ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen kann den Knochenabbau durch Osteoklasten beschleunigen und die Bildung neuen Knochens durch Osteoblasten beeinträchtigen.
  2. Veränderung des Kalziumhaushalts: Schilddrüsenhormone regulieren auch den Kalziumhaushalt. Ein Überschuss an Hormonen kann dazu führen, dass mehr Kalzium aus den Knochen freigesetzt und über die Nieren ausgeschieden wird. Dies trägt ebenfalls zum Knochenverlust bei.
  3. Erhöhtes Sturzrisiko: Patienten mit Hyperthyreose neigen zu Muskelschwäche und Gleichgewichtsstörungen, was das Sturzrisiko und somit das Frakturrisiko erhöht.

Risikofaktoren und Prävention

Besonders gefährdet sind Patienten, die eine Überdosierung von L-Thyroxin erhalten oder bei denen die Schilddrüsenhormonwerte nicht gut eingestellt sind. Auch ältere Menschen und Frauen nach den Wechseljahren haben ein erhöhtes Risiko für Osteoporose.

Um das Risiko zu minimieren, ist es wichtig, die Einnahme von L-Thyroxin sorgfältig zu überwachen und die Hormonwerte regelmäßig kontrollieren zu lassen. Der Arzt kann dann die Dosis entsprechend anpassen. Zusätzlich empfehlen sich eine kalzium- und vitamin-D-reiche Ernährung sowie regelmäßige körperliche Aktivität, um die Knochengesundheit zu fördern.

In Fällen, in denen L-Thyroxin unbedingt notwendig ist, kann der Arzt auch Medikamente zur Stärkung der Knochen, sogenannte Bisphosphonate, verschreiben. Diese können das Osteoporoserisiko senken.

Schlussfolgerung

Die Entdeckung der Nebenwirkung von L-Thyroxin auf die Knochendichte ist ein wichtiger Schritt, um Patienten besser vor den Folgen einer Schilddrüsenüberfunktion und Übertherapie zu schützen. Durch engmaschige Kontrollen, gezielte Ernährung und Bewegung sowie den Einsatz von knochenstärkenden Medikamenten lässt sich das Risiko deutlich reduzieren. Letztlich zeigt dieser Fall, wie wichtig es ist, Nebenwirkungen auch von etablierten Medikamenten genau zu untersuchen und die Patienten entsprechend zu informieren und zu betreuen.

 

Quelle: Josh M. Evron, Scott L. Hummel, David Reyes-Gastelum, Megan R. Haymart,Mousumi Banerjee, Maria Papaleontiou: Association of Thyroid Hormone Treatment Intensity With Cardiovascular Mortality Among US Veterans. JAMA (Journal of American Medical Association) Mai 2022:1-11

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