Genveränderte Lebensmittel: Sturm gegen Paprika

Genveränderte Lebensmittel: Sturm gegen Paprika

Genveränderte Lebensmittel: Sturm gegen PaprikaBasel – Vor einem Jahr sorgte der Fall des Bauern Bowman in den USA weltweit für Aufsehen. Er kaufte patentiertes, gegen Unkrautvernichtungsmittel resistentes Saatgut für Sojabohnen beim Gentechnik-Konzern Monsanto. Da sein Boden jedoch eine zweite Saat erlaubte, kaufte er jahrelang für diese zweite Aussaat billigeres Saatgut von Kollegen. Doch auch dieses Saatgut enthielt das manipulierte Gen. Monsanto wurde auf die zweite Saat des Bauern aufmerksam und forderte eine Schadenssumme von 84.000 Dollar. Der Bauer weigerte sich zu zahlen und klagte. Er verlor den teuren Prozess und sein Vermögen. Doch der Fall um Bauer Bowman ist kein Einzelfall in den USA. Könnten ähnliche Gerichtsverfahren auch bald in der Schweiz für Schlagzeilen sorgen?

Patent auf Paprika

Syngenta, weltweit einer der größten Konzerne in der Agrarwirtschaft, entstand im Jahr 2000 aus einer Fusion der Agrarbereiche von Novartis und AstraZeneca und ist Marktführer in der Sparte Pflanzenschutz. Rang drei am Weltmarkt nimmt der Konzern bei kommerziellem Saatgut ein. Syngenta sorgt nun für Aufregung, denn ein Patent schützt 20 Jahre einen Paprika, der sich gegen Insekten resistent zeigt,  als geistiges Eigentum von Syngenta. Der Paprika entstand durch die Einkreuzung einer wilden Sorte aus Jamaika, die gegen Insekten resistent ist. Das Patent auf den Wunderpaprika wurde vom Europäischen Patentamt ausgestellt und ist in vielen europäischen Staaten gültig, auch in der Schweiz. 32 Organisationen, darunter Swissaid und die Berner Erklärung, sowie zahlreiche Bauernverbände protestieren nun gegen das Patent. Das Patent könnte jeden Paprika-Bauern zum Bauer Bowman werden lassen, denn nach einiger Zeit lässt sich nicht mehr sagen, welches Saatgut in welcher Frucht enthalten ist. Syngenta könnte jeden Landwirt klagen.

Kein Patent auf Lebewesen

„Kein Patent auf Lebewesen“, fordern verschiedene Organisationen. „Was die Natur geschaffen hat, sollte nicht von einigen Konzernen exklusiv genutzt werden können“, fordert Christa Gerber vom Schweizer Bauernverband. Und Christoph Then von Keine Patente auf Saatgut erklärt: „Nie zuvor hat eine so breit gefächerte Koalition mit einem Einspruch gegen die Privatisierung natürlicher Ressourcen protestiert. Patente auf Pflanzen, die auf konventioneller Züchtung beruhen, sind nicht nur ethisch fragwürdig, sie verstärken auch die Konzentration im Saatgutmarkt, behindern Innovationen und sind somit ein Risiko für unsere Ernährungssicherheit“. Fabio Leippert von Swissaid ergänzt: „ Diese Rechte werden jedoch durch das Sortenschutzrecht mehr als gewährleistet, während Patente deutlich weitergehen und unerwünschte Nebeneffekte haben.“ Und Syngenta? Syngenta wehrt sich gegen den Vorwurf, die Natur zu kopieren und sich das Ergebnis patentieren zu lassen: „Während eine wilde Paprikasorte für das ursprüngliche Zucht- und Entwicklungsprogramm verwendet wurde, unterscheidet sich die resultierende Eigenschaft substantiell aufgrund besserer Leistungen und der Abwesenheit jeglicher unvorteilhafter Bestandteile.“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen