Historiker warnen vor verringertem Geschichtsunterricht

Die Vorsitzende des Deutschen Historikerverbandes (VHD), Eva Schlotheuber, hat vor einem verringerten Geschichtsunterricht in den Schulen gewarnt. Trotz des Trends zur verlängerten Schulzeit könne sie „nicht erkennen, dass der Geschichtsunterricht wieder gestärkt wird“, sagte Schlotheuber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). Aus Sicht ihres Verbandes sei dies ein „fataler Fehler“.

Politisch geprägter Unterricht könne das Defizit nicht ersetzen. „Gerade in Zeiten der weltweiten Vernetzung ist es notwendig, nicht nur die eigenen Wurzeln verorten zu können, sondern auch die der anderen.“ Für eine fundierte Schulbildung sei der Geschichtsunterricht daher nicht nur in den Gymnasien als eigenständiges Unterrichtsfach zu erhalten. „In der Oberstufe sollte Geschichte durchgehend unterrichtet werden, unabhängig davon, welchen Schwerpunkt die Schule, die Schülerin oder der Schüler verfolgt“, forderte Schlotheuber. Zugleich warnte sie vor einer mangelnden Wertschätzung des deutschen Bildungsstandards. Dass jeder Lesen und Schreiben lernen könne, sei aus historischer Perspektive nicht als normal zu betrachten und müsse „keinesfalls selbstverständlich auf so hohem Niveau wie gewohnt Bestand haben“, sagte sie der Zeitung. Die Zahl der Analphabeten in Deutschland sei viel höher, als man glaube. Selbst unter Studenten zeigten sich zunehmende Mängel. „Im Unialltag erleben wir, dass die Fähigkeit, komplexere Texte aufzunehmen, nicht mehr vorausgesetzt werden kann“, sagte Schlotheuber, die als Professorin Geschichte in Düsseldorf lehrt. Unter solchen Bildungsmängeln leide eine zentrale Zugangsvoraussetzung zu Wissen und Weiterentwicklung.

Foto: Kinder spielen auf einem Schulhof, über dts Nachrichtenagentur

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