Hochschulen warnen vor Explosion der Zahl der NC-Fächer

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Horst Hippler, hat den Bund aufgefordert, sich bis spätestens Frühsommer 2019 mit den Ländern auf einen dauerhaften Hochschulpakt zu einigen. Dafür müsse allein der Bund rund 1,8 Milliarden Euro jährlich veranschlagen, sagte er dem „Handelsblatt“. Gelinge die Einigung nicht rechtzeitig, „wird die Zahl der Zulassungsbeschränkungen – also der NC-Fächer – explodieren, denn die Mittel laufen 2020 aus“, warnte Hippler.

Die Hochschulrektoren treffen sich in der kommenden Woche zu ihrer Jahresversammlung und wählen einen Nachfolger für Hippler, der nach zwei Amtszeiten satzungsgemäß ausscheidet. Hippler begrüßte es, dass sich der Bund nach dem Koalitionsvertrag künftig dauerhaft an der Finanzierung der Hochschulen beteiligen will. Die Bundesregierung müsse dann aber auch „einen Weg finden, die Länder anders als bisher zu strikter Kofinanzierung zu zwingen, also zu verhindern, dass sie uns das Geld an anderer Stelle wegnehmen“, forderte Hippler. „Das geht womöglich nicht ohne einen Staatsvertrag.“ Die Hochschulen müssten anständig finanziert werden, sonst könnten sie keine exzellenten Wissenschaftler mehr gewinnen. Schon in den vergangenen Jahren habe sich „ihr Nachteil im Wettbewerb mit außerhochschulischen Instituten wie Max Planck oder Fraunhofer dramatisch verschärft“, warnte Hippler. Das liege daran, dass diese Forschungsorganisationen seit 2005 dank des Paktes für Innovation und Forschung jährlich satte Zuwächse von zunächst fünf, jetzt drei Prozent erhalten, während die Hochschulen den Massenandrang von Studierenden bewältigen müssten. Der Hochschulrektorenpräsident wandte sich zugleich strikt gegen alle Überlegungen, in den künftigen Hochschulpakt zusätzliche wettbewerbliche Elemente einzubauen. „Der Pakt wurde 2007 erfunden, um den Riesenansturm an die Hochschulen zu finanzieren. Die hohe Nachfrage ist geblieben, deshalb wurde er zweimal neu aufgelegt. Der Pakt ist also eine Dauerreparatur der ungenügenden Grundfinanzierung“, sagte er. Kleine Hochschulen erhielten heute bis zu einem Viertel ihres Budgets aus dem Hochschulpakt – „wenn sie durch irgendwelche Auflagen oder Wettbewerbsbedingungen von den Mitteln abgeschnitten würden, bedrohte das ihre Existenz in der heutigen Form“, warnt der Hochschulrektorenpräsident. Wenn die Politik steuernd eingreifen wolle, „sollte man dafür andere Instrumente wie den Qualitätspakt Lehre nutzen“. Eine Absage erteilte der HRK-Präsident auch der Idee, Zuschüsse an Hochschulen nicht nach der Zahl der Erstsemester sondern nach der Zahl der erfolgreichen Absolventen zu bemessen, wie das einige Länder teilweise tun. „Das halte ich für gefährlich und für eine echte Fehlsteuerung“, sagte Hippler. „Denn dann entsteht die Versuchung, die Anforderungen zu senken. Das schadet der Qualität der akademischen Bildung.“

Foto: Technische Universität (TU Berlin), über dts Nachrichtenagentur

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