Industriekletterer: Arbeit als Balanceakt

Industriekletterer
Nicht jeder kann sich einen Bürojob vorstellen und arbeitet lieber auf dem Bau oder handwerklich. Doch dann sind da auch die Berufe, die nicht für jedermann etwas sind und einer davon ist der Beruf des Höhenkletterers.

Sie balancieren auf den Kirchturmspitzen, balancieren über hohe Hausdächer und putzen in schwindelerregender Höhe Fenster oder nehmen Modernisierungsarbeiten unter Brücken vor. Kurz gesagt, sie arbeiten überall dort, wo viele schaudernd in die Tiefe blicken würden, auf Windrädern, Dächern von Stadien und auf Schornsteinen.

Höhenkletterer: ein Beruf, der täglich Adrenalin verspricht

Erst seit den 1930er Jahren sind die Seilsicherungen bei Höhenarbeiten üblich. Der Bau, der golden Gate Bridge in den späteren 1930ern war, die erste Baustelle, wo sich die Arbeiter zur Selbstsicherung verpflichteten. Zu der Zeit konnte Joseph B. Strauss die Mortalitätsrate weit unter dem damaligen Durchschnitt halten.

Die Industriekletterei, wie sie heute bekannt ist, wurde in den 1970er Jahren in Großbritannien entwickelt. Das kam durch die britischen Höhenkletterer, die an der Errichtung, der Wartung und Sanierung der Bohrinseln in der Nordsee tätig waren. Anfang der 1970er Jahre wurde der Verband Industrial Robe Access Trade Association (IRATA) in England gegruendet, in dem weltweit über 15.000 lizenzierte Industriekletterer organisiert sind. Damit ist die IRATA weltweit die größte Vereinigung im Bereich des seilunterstützten Arbeitsverfahrens. Zudem gibt es auch in den verschiedenen Ländern Verbände für diese Arbeiten. In Deutschland ist es die FISAT.

Das Hobby zum Beruf machen?

Einige der Industriekletterer sind bereits vor ihrer Berufswahl gern geklettert und haben so ihr Hobby zum Beruf gemacht. In Deutschland gibt es circa 3000 Industriekletterer (Stand November 2015), die über die Zusatzqualifikation des Fach- und Interessensverbands für seilunterstützte Arbeitstechniken (FISAT) angehören. Dieser Beruf ist nichts für schwache Nerven, denn ein falscher Tritt und der Industriekletterer hängt in den Seilen. Sven Drangeid, Leiter der FISAT erklärt, dass es sich um eine Nischenbranche handelt und bei ihm legen die Kletterlehrlinge auch ihre Prüfungen ab.

Die Seilkünstler an dem hohen Bürogebäude, die die Fenster putzen oder Ausbesserungsarbeiten an der Fassade vornehmen, erinnern ein wenig an Spiderman, wenn man ihnen von der Straße zusieht. Ein Industriekletterer sollte vor allem eines sein: körperlich fit und beweglich. Doch was viele nicht wissen über diesen Beruf ist, dass Mut hier gefährlich sein kann und das wissen auch die Mitarbeiter von PIGO-Extremtechnik OHG. Hier ist die richtige Technik wichtiger als ein gut trainierter Körper. Auch die Ausrüstung und die Erfahrung sind ein wichtiger Punkt und liegen weit vor der Muskelkraft, wie der Kletterexperte Jörg Reißland erklärt.

Die klassischen Einsatzgebiete

Eines der klassischen Einsatzgebiete der Industriekletterer sind Reinigungsarbeiten an öffentlichen Gebäuden wie beispielsweise Stadien oder Hallen, aber auch Montagearbeiten an Brücken sowie schwer erreichbaren Stellen an Gebäuden. Zudem werden die professionellen Kletterer auch im Bereich der Windkraftanlagen eingesetzt, denn nur sie können dort Arbeiten effizient verrichten. Denn ein Großteil der Technik befindet sich in Höhen von bis zu 200 Metern – im Bereich der Rotorblätter.

Wer dann den Wunsch nach Abwechslung verspürt und ein wenig Abenteuer in seinen Beruf bringen möchte, der kann in der Höhenrettung arbeiten. Diese Höhenkletterer kommen dann zum Einsatz, wenn Unfälle an schwer zugänglichen Orten geschehen. Hier stehen die Rettungsarbeiter dann for einer logistischen Herausforderung. Durch den Einsatz von speziellen Abseiltechniken ist es möglich Personen, beispielsweise durch den Einsatz eines Hubschraubers nahezu aus allen Situationen zu retten.

Die Zusatzausbildung: Industriekletterer

Wer bereits eine handwerkliche Ausbildung absolviert hat, für den kann sich die Ausbildung bzw. die Zusatzausbildung zum Industriekletterer einen Vorteil zur Konkurrenz verschaffen. Besonders in Deutschland ist das ungesicherte Arbeiten verboten – nach den Standards der modernen Arbeitssicherheit. Aus diesem Grund ist es oftmals unumgänglich, ein Unternehmen zu beauftragen, welches mit professionellen Industriekletterern dann ganz bestimmte Aufgaben übernimmt. Aus diesem Grund wird sich die Branche auch weiterhin über sehr gute Zukunftsaussichten freuen können.

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