Interview mit Caroline E. Heil: Mit The New Meat Company in eine fleischlose Zukunft

Wie die 32-jährige Caroline E. Heil „The New Meat Company“ in eine fleischlose Zukunft führen will. Lesen Sie jetzt das Interview mit der jungen Vorständin.

Was hat Sie zu dem Schritt bewegt, dass Angebot der The New Meat Company zur Vorständin anzunehmen?

TNMC hat mich im Gesamtkonzept überzeugt: Die Menschen hinter der Idee, die Idee selbst und das Ziel als Impact-Investor ein global anerkannter Player in dem Bereich Alternative Proteine zu werden und den Fleischmarkt durchzurütteln. Gerade der Investmentschwerpunkt hat mich zu dem Schritt bewegt: Die Frage nach mehr „Nachhaltigkeit“ im Agrar- und Lebensmittelsektor beschäftigt mich seit Jahren. Ich bin überzeugt, dass alternative Proteine und Alternativen zu konventionellen Tierprodukten sich global langfristig zum absoluten Megatrend entwickeln werden. Sie sind nicht mehr von unseren Tellern wegzudenken. Zuletzt passt der Schritt hin zur Vorständin von TNMC auch einfach sehr gut in meinen Weg der letzten Jahre: Über die Tätigkeit in einer Agrar-Boutiquekanzlei, hin zur Arbeit im Bereich Corporate Law und M&A sowie der strategischen Beratung im Bereich Agrar- und Foodbusiness. Ich fühle mich ideal vorbereitet auf das Vorstandsamt und die nächsten Schritte – der Schritt zu TNMC fühlt sich einfach genau richtig an.

Bevor Sie zu TNMC kamen, waren Sie als Anwältin und Beraterin bei Ernst & Young tätig und Mitglied des globalen Agribusiness Teams. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Aus der Zeit bei EY nehme ich vor allem ganz viel Wissen, Prägung und ein globales Netzwerk mit. Ich wurde auf unterschiedliche Themen intensiv vorbereitet: Sei es die Gestaltung von grenzüberschreitenden Transaktionen und Restrukturierungen oder ganz Projektmanagement und die kurzfristige Aufstellung umfassender interdisziplinärer Teams. Als Teil des globalen EY Agribusiness Teams konnte ich außerdem meine Expertise in der Agrar- und Lebensmittelbranche massiv erweitern und ich durfte Einblicke in die Strategieberatung erhalten; mich also ganz von meiner juristischen Ausbildung wegbewegen und neu erfinden. Ich konnte sowohl intern von den Kollegen aus dem globalen Team lernen als auch Insides in internationale Lebensmittel- und Agrarkonzerne gewinnen, die man sonst eigentlich als Außenstehender nicht bekommt. Überzeugende PowerPoint-Präsentationen bauen oder Excel bedienen ohne Nervenzusammenbruch kann ich jetzt auch. Eine so breite Ausbildung in so kurzer Zeit, das kann man aus meiner Sicht nur bei einem Unternehmen wie EY bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar und ich versuche den Kontakt zu den früheren Kollegen zu pflegen.

Wie dürfen wir uns die Fleischindustrie im Jahre 2050 vorstellen? Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen in diesem Szenario?

Ich glaube, dass im Jahr 2050 die Fleischindustrie viel weiter gefasst sein wird, als wir uns das heute vorstellen können: Die konventionelle Tierproduktion wird aus meiner Sicht nur noch eine geringe Bedeutung spielen. Wir werden im Jahr 2050 den überwiegenden Teil des globalen Bedarfs mit durch im Labor gezüchteten Fleisch abdecken. Vegane Fleischalternativen werden einen signifikanten Marktanteil einnehmen. Konventionelles Fleisch wird ein Luxusgut sein, das wir uns nur zu besonderen Anlässen gönnen werden. Dies ist auch einfach erklärt: Im Jahr 2050 werden ca. 10 Milliarden Menschen auf der Welt leben. Wir wissen bereits jetzt, dass wir global 70 % mehr Lebensmittel produzieren müssen, um die Menschen zu „füttern“ (nicht um sie gut zu ernähren). Dazu kommen: Klimawandel, Degradierung der Böden, Wasserknappheit. Die Liste kann ewig so weiter gehen. Wir müssen jetzt die Grundlagen setzen, damit 2050 unser Planet noch lebenswert ist. Das ist nicht ohne Umdenken umsetzbar und die Fleischindustrie wird zwangsweise eine Disruption erfahren müssen. Mit TNMC sehen wir uns in der Verantwortung diese Disruption schon jetzt auf den Weg zu bringen und haben das Ziel als Fast-Innovator die globalen Player in der Industrie wie Nestlé, Cargill und Co in Sachen Innovation zu überholen. Jetzt an 2050 denken und entsprechend handeln. Das wollen wir mit TNMC.

Welche Ziele verfolgt die TNMC?

TNMC ist eine Plattformgesellschaft. Wir wollen ein breites Portfolio an nachhaltigen Portfoliounternehmen aus dem Bereich der Alternativen Proteine und Alternativen für Tierprodukte aufbauen. Dabei aber nicht nur auf der Produktionsseite, sondern uns interessieren auch innovative Technologien, Handelsplattformen sowie besondere Ansätze im Bereich der Medizin durch Ernährung. Auch Blockchain-Lösungen sind da sehr spannend. Als Impact Investor und Fast Innovator wollen wir die Branche durchrütteln und Lärm machen: Die Bevölkerung ist bereit umzudenken – das ist dringend notwendig. Dabei wollen wir Vorreiter und Unterstützer sein. Diese Ziele sind uns wichtig. Und nebenbei bewegen wir uns in einem sehr zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt: Gutes tun und dabei Geld verdienen. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Welche Trends werden in den nächsten Jahren in der fleischlosen Nahrungsindustrie auf uns zukommen?

Wir werden zunächst in den nächsten Monaten deutliche Entwicklungen in den Supermärkten zu findenden Fleischersatz-Produkten der 1. Generation sehen: Da hat das Rennen gerade schon begonnen und die Qualitätssteigerungen sind rasant. Unser Portfoliounternehmen Planty of Meat stellt zum Beispiel vegane Nuggets her: Die sind genial. Ein Unterschied zu Chicken-Nuggets ist einfach nicht erschmeckbar. Und ich bin wirklich sehr kritisch beim Thema Geschmack. Solche Fortschritte sieht man auch bereits bei den verschiedenen veganen Burger-Anbietern: Aussehen und Geschmack ist beinahe 1:1 zum traditionellen Burger. Das war vor einem Jahr noch kaum vorstellbar. Eine noch größere Rolle wird in den nächsten Jahren auch der Schwerpunkt auf besonders gesundheitsfördernde, frische Zutaten, lokale Herstellung und Rohstoffe sowie auf Bio-Qualität im Bereich Fleischersatz spielen. Der neue „Super-Konsument“ verlangt einfach danach. Nachhaltige und transparente Lieferketten werden aus meiner Sicht ebenfalls in ein paar Jahren der Standard sein. In wenigen Jahren werden wir auch den Fleischersatz der 2. Generation in der breiten Masse finden, zum Beispiel perfekt durch Einsatz von 3D-Druckern nachgeahmte Steaks. Pflanzliches Fleisch wird bald vom konventionellen Fleisch im Geschmack kaum mehr unterscheidbar sein.

Foto: © Jan Zuehlke https://www.janzuehlke.com/

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