Istanbuls Großflughafen wirbt um ausländische Fluggesellschaften

Turkish Airlines
Die Planer des noch im Bau befindlichen Großflughafens in Istanbul treffen angesichts des herben Wachstumsdämpfers bei Turkish Airlines Vorkehrungen, um andere Fluggesellschaften als Kunden für das gigantische Luftverkehrs-Drehkreuz zu gewinnen. „Wir machen Roadshows und Marketing. Dies wird eine verlockende Infrastruktur, um auch andere Airlines anzuziehen – auch mehr asiatische“, sagte Yusuf Akcayoglu, der für den Bau zuständige Chef der Flughafengesellschaft International Grand Airport (IGA) gegenüber dem Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘ (Ausgabe 11/2016; EVT 20. Oktober 2016). Er gehe zwar davon aus, dass Turkish Airlines der größte Kunde sein werde, aber der Anteil von 75 Prozent der Kapazitäten, der bislang für die halbstaatliche Fluggesellschaft vorgesehen sei, „ist nicht in Stein gemeißelt“.

Die IGA baut in Istanbul das größte derzeit geplante Terminal der Welt. In der ersten Ausbaustufe ist es für 90 Millionen Passagiere im Jahr ausgelegt. Die Eröffnung ist für Frühjahr 2018 geplant. Die Kalkulationen für das 36 Milliarden Euro teure Projekt beruhen vor allem auf den überdurchschnittlich hohen Wachstumsprognosen von Turkish Airlines. Die Fluggesellschaft ist in den vergangenen Jahren so schnell gewachsen wie kaum ein anderer Wettbewerber weltweit. Politische und wirtschaftliche Unruhen ziehen sinkende Buchungszahlen nach sich, die vielen neu gekauften Maschinen sind weniger gut ausgelastet, im ersten Halbjahr ist erstmals seit langem wieder ein hoher Verlust angefallen. Für das Gesamtjahr hat das Management die Passagier- und Umsatzprognosen gestutzt, einige Strecken aus dem Programm genommen und Flugzeug-Auslieferungen verschoben.

Das Schicksal von Turkish und IGA ist damit eng verwoben. Die Expansion von Turkish habe das Milliardenprojekt angestoßen und erst „bankable gemacht“, bestätigte Bauherr Akcayoglu. Umgekehrt sei Turkish auf den Kapazitätssprung angewiesen. Ohne größeres Drehkreuz sei das Risiko groß zu schrumpfen: „Wenn es einmal stagniert, ist der Abstieg vorgezeichnet.“ Biete man den Transfer-Passagieren nicht mehr Komfort, „gehen die woanders hin. Niemand will auf dem Boden schlafen“.

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