Kinderhilfswerk: Offene Kinder- und Jugendarbeit vor Zusammenbruch

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) hat einen Rettungsschirm für die Offene Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland gefordert. „Schon vor der Corona-Pandemie war die Kinder- und Jugendhilfe in vielen Kommunen auf Kante genäht, jetzt steht sie vielfach vor dem Zusammenbruch“, sagte DKHW-Präsident Thomas Krüger der „Welt“. „Setzt sich die Reduzierung der Angebote fort, werden wir sehr viele Kinder und Jugendliche verlieren, gerade in den sozialen Brennpunkten. Das wird kurz-, mittel- und langfristig große Probleme nach sich ziehen, beispielsweise im Bildungsbereich.“

Ernährungsangebote wie gesunde Mittagstische und die Elternarbeit, die für die nachhaltige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vielfach essenziell sei, lägen bereits flächendeckend brach. Grund sind neben den Einschränkungen durch die Abstands- und Hygieneregeln und daraus resultierenden kleineren Gruppengrößen auch wegbrechende Einnahmen zur Finanzierung der Angebote in Zeiten der Pandemie. Viele Veranstaltungsformate, die für entsprechende Einnahmen sorgen, könnten derzeit nicht umgesetzt werden, sagte Krüger. „Das ist nicht hinnehmbar, da auch diese Träger ebenso wie die Kinder und Jugendlichen selbst systemrelevant sind. Das muss auch während der Corona-Pandemie gelten.“ Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert deshalb finanzielle Hilfen für die Offene Kinder- und Jugendarbeit. Zudem könne beispielsweise auch die Möglichkeit geschaffen werden, nicht verausgabte Haushaltsmittel aus dem Jahr 2020 ausnahmsweise in die Folgejahre zu übertragen. „Diese könnten so im Haushalt des jeweiligen Trägers verbleiben, ohne dass zusätzliche Belastungen für die kommunalen Haushalte entstehen“, sagte Krüger. Er warnte vor einer Verschärfung der Probleme in den Wintermonaten. „Bisher konnte vieles noch durch Improvisation und Kreativität kompensiert werden, aber kurz- und mittelfristig braucht es Konzepte, um die Kinder- und Jugendarbeit zu erhalten“, so Krüger. Gerade bei Schulschließungen brauche es außerschulische Angebote, die soziale Interaktion ermöglichen, Bewegungs- und Ernährungsangebote aufrechterhalten und eine Ansprechfunktion in schwierigen familiären Situationen bieten könnten. Kinder- und Jugendeinrichtungen hätten hier auch die Funktion einer „Kinderschutzinstanz, die in vielen Fällen schlimmeres verhindert“. (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Spielendes Kind, über dts Nachrichtenagentur

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