Krebshilfe will Rauch-Szenen ins Nachtprogramm verbannen

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, will Filme mit Rauchszenen ins Nachtprogramm der Fernsehsender verbannen. Er habe den Eindruck, dass das Rauchen in deutschen Filmen wieder zugenommen habe. „Besonders beunruhigend ist dabei, dass häufig schon im Nachmittags- und Vorabendprogramm geraucht wird, da diese Sendungen oft von Kindern und Jugendlichen gesehen werden“, sagte Nettekoven der „Heilbronner Stimme“ (Mittwochsausgabe).

Nettekoven schlägt für deutsche Sender die Einführung einer Richtlinie vor, wonach Filme und Serien mit Rauchszenen erst im Nachtprogramm ausgestrahlt werden. „Dadurch wären wesentlich weniger Kinder und Jugendliche den Rauchszenen in Filmen ausgesetzt“, so der Vorstandsvorsitzende. „Dies wäre ein deutliches Signal der Fernsehsender, dass sie den Jugendschutz wirklich ernst nehmen.“ Eine Vielzahl von Studien belege, „dass Jugendliche, die häufig Filme mit rauchenden Stars sehen, später auch häufiger zur Zigarette greifen“. Auf die Frage, ob er Erkenntnisse habe, dass Werbeverbote umgangen werden, sagte der Chef der Krebshilfe: „Wenn Filmstars in Filmen zur Zigarette greifen, signalisiert dies doch den Kindern und Jugendlichen zum einen etwas völlig Falsches, nämlich, dass Rauchen `cool` und `in` sei. Andererseits wird dadurch in der Tat indirekt für ein Produkt geworben, für das im Fernsehen nicht mehr geworben werden darf.“ Nettekoven fordert zudem, Filme, in denen geraucht wird, nicht mehr zu fördern: „Fack ju Göhte 2 war im Jahr 2015 mit circa 7,6 Millionen Zuschauern der kommerziell erfolgreichste deutsche Film. Er wurde mit 1,24 Millionen Euro durch den Deutschen Filmförderfonds gefördert. Ein Jahr später sahen circa 3,5 Millionen Kinobesucher den mit 900.000 Euro durch den FilmFernsehFonds Bayern geförderten Film `Willkommen bei den Hartmanns`.“ Beide Filme seien klassische Familienfilme, dem Genre „Komödie“ zuzuordnen und enthielten viele Rauchszenen. „Öffentliche Mittel für Filme oder andere Projekte einzusetzen, die dem Gesundheitsschutz entgegenstehen – und das Rauchen ist ein hoher Risikofaktor für zahlreiche Krebserkrankungen – halten wir nicht für akzeptabel.“ Nettekoven fügte hinzu: „Dass es auch ohne Qualm geht, beweist beispielsweise der Film `Auf Augenhöhe`, ein mehrfach preisgekrönter Kinder- und Familienfilm, der bewusst auf rauchende Charaktere verzichtet und somit eine wichtige Vorbildfunktion, insbesondere für junge Menschen, hat.“

Foto: Jugendlicher Raucher, über dts Nachrichtenagentur

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