Google-Hauptsitz

Kuss der Spinnenfrau, Kommentar zu Google von Heidi Rohde

Google Hauptsitz

Frankfurt – Eine der seltenen Geschichten, in der eine Sache zu passieren scheint und eine andere wirklich passiert: So urteilte ein prominenter Kritiker über das oscarprämierte Filmdrama „Der Kuss der Spinnenfrau“ aus dem Jahr 1985. Ob die Wahlmöglichkeit, die Google den Kunden mit einem eigenen Mobilfunk-Service geben will, wie im Film als Wahl zwischen „Freiheit und Sklaverei“ stilisiert werden kann, sei dahingestellt. Aber fest steht, dass der Internetgigant mit dem plakativen Anspruch „Tue nichts Böses“ jeden Vorstoß in neue Geschäftsfelder gerne mit hehren Worten von Innovation und Partnerschaft verbrämt und besonders die „Freiheit“ gern im Munde führt.

Dagegen hat sich wiederholt gezeigt, dass nahezu alles, was Google auf Basis seines globalen Suchmaschinenmonopols und des damit verbundenen Datenbesitzes anfasst, mitunter verheerende Wirkungen auf die Konkurrenz hat. Ob Google Products, Google Flights oder Hotelfinder, viele Portalbetreiber können ein Lied davon singen. Mancher kleinere Anbieter empfing gar den „Todeskuss“.

Der als „klein und zunächst auf die USA beschränkt“ angekündigte Mobilfunk-Service könnte sich – langfristig – für die Telekombranche ebenfalls als solcher entpuppen. Zwar will Google für ihren Dienst zunächst Netzkapazitäten bei den Mobilfunkanbietern einkaufen, aber der Internetkonzern greift mit seinen Plänen das Geschäftsmodell der Telekom-Netzbetreiber im Kern an. Denn die Kunden sollen für ihre Telekom-Services bei Google Datenpakete erwerben, deren Verbrauch sie selbst steuern – ganz im Gegensatz zu dem, was in der Telekombranche weltweit üblich ist, nämlich monatliche Fixbeträge, die die Netzbetreiber auch abrechnen, wenn der Kunde die Daten nicht verbraucht.

Google ist dafür bekannt, keine halben Sachen zu machen, vielmehr basiert das Geschäftsmodell des Internetkonzerns ebenso wie auch das von Facebook darauf, seine Services weltweit zu skalieren – eine Möglichkeit, die nur das Internet eröffnet, Telekom-Netze sind dagegen lokal beschränkt. Dies ist ein Einfallstor, das die Internetunternehmen nutzen, so dass die Bedrohung für die Telekombranche wächst. Nicht von ungefähr hat die Facebook-Tochter Whatsapp just den Startschuss für ein neues Feature, das Sprachtelefonie über den Dienst ermöglicht, gegeben. Mit dem App-Store als globaler Vertriebsplattform, dürfte der Dienst schnell populär werden.

Für die streng regulierten Telekomnetzbetreiber stellt sich die bange Frage, was passiert, wenn immer mehr ihrer Services in das freie Internet abwandern.

Quelle: ots

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