KZ-Gedenkstättenchef zieht Parallelen zwischen AfD und CDU der 70er

Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, hat in der Geschichtspolitik der AfD Parallelen zum national-konservativen Flügel der CDU in den 1970er Jahren gezogen. „Wenn ich Gauland und Höcke höre, habe ich erst einmal als Westdeutscher ein Déjà-vu“, sagte Knigge der „Zeit“. Zum Thema NS-Vergangenheit seien ähnliche Aussagen einst von Nationalkonservativen der Union zu hören gewesen: „Dieser Flügel nannte die Aufarbeitungskultur `Nestbeschmutzung`, forderte, aus dem Schatten von Auschwitz herauszutreten oder einen mentalen Schlussstrich zu ziehen.“

Auch Franz Josef Strauß (CSU) habe noch 1969 propagiert, dass Schluss sein müsse mit „ewiger Vergangenheitsbewältigung als gesellschaftlicher Dauerbüßeraufgabe“. Der Historiker Knigge: „Da versteht man vielleicht besser, wieso ein Björn Höcke und Alexander Gauland aus dem Westen in der Frage so gut mit einem Jens Maier aus dem Osten zusammenpassen.“ In der Debatte um den Umgang mit NS-Schuld sei der Westen dem Osten allerdings um einige Jahre voraus. Im Westen habe es heftige Auseinandersetzungen über die Nazizeit gegeben, während diese in der DDR gesellschaftlich kaum aufgearbeitet worden sei. Das deutsche Volk habe in der DDR in erster Linie als Opfer gegolten. „Es gab keine öffentlichen Räume, keine kritischen Diskussionen, weil der Staat sofort interveniert hätte, auch mit Repressionen“, so Knigge. Teile dieses Geschichtsbildes der DDR wirkten bis heute nach. Deshalb sei es notwendig, bestimmte Debatten, die in Westdeutschland bereits geführt und mitunter vergessen worden seien, noch einmal zu führen. Sie würden von der AfD herausgefordert. „Man sollte sie nicht unterdrücken, sondern fördern“, so Knigge. Knigge ist seit 1994 Leiter der Gedenkstätte Buchenwald.

Foto: Gründungsparteitag der „Alternative für Deutschland“, über dts Nachrichtenagentur

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