Milizen entführen libyschen Ministerpräsidenten

Tripolis – Der libysche Ministerpräsident Ali Seidan ist von Milizen entführt worden. Bewaffnete Männer sollen Seidan aus einem Hotel in der libyschen Hauptstadt Tripolis entführt und an einen unbekannten Ort gebracht haben, wie örtliche Medien berichten. Der libysche Ministerrat kam nach der Entführung Seidans zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen, auch das Parlament werde sich den Berichten zufolge mit der Situation befassen.

Unterdessen bekannte sich die Gruppe „Kommandoraum der Revolutionäre Libyens“ zu der Tat. Die Miliz untersteht formal dem libyschen Innenministerium, handelt jedoch meist auf eigene Faust. Die Gruppe erklärte, sie habe Seidan festgenommen, weil der Ministerpräsident gegen Bestimmungen des Strafgesetzbuches verstoßen habe. Zudem sei die Regierung um Ministerpräsident Seidan korrupt. Der libysche Justizminister erklärte seinerseits, dass kein Haftbefehl gegen Seidan vorliege. „Das ist keine Verhaftung, sondern eine Entführung“, sagte er gegenüber dem US-Fernsehsender CNN. Laut Beobachtern könnte es einen Zusammenhang zwischen der Entführung Seidans und der Verschleppung eines mutmaßlichen al-Qaida-Terroristen geben, der am vergangenen Samstag von einer US-Spezialeinheit in Tripolis gefangen und anschließend außer Landes gebracht worden war. Seidan, langjähriger Gegner des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, war vor gut einem Jahr zum Regierungschef gewählt worden.

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