Clemens Fuest
Clemens Fuest [fu:st] (* 23. August 1968 in Münster) ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sowie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium der Finanzen. Fuest wurde im Juni 2015 als nächster Präsident des Ifo Institut für Wirtschaftsforschung ausgewählt und trat dieses Amt am 1. April 2016 an.
Nach dem Abitur am Gymnasium Antonianum Geseke studierte Fuest Volkswirtschaftslehre an der Universität Bochum und der Universität Mannheim, dort schloss Fuest 1991 mit dem Diplom ab. 1994 wurde er an der Universität zu Köln promoviert, 2000 habilitierte er sich an der Universität München. Von 2001 bis 2008 hatte er eine Professur für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität zu Köln inne. Danach war er Professor für Unternehmensbesteuerung an der Universität Oxford, Forschungsdirektor des dortigen Centre for Business Taxation und geschäftsführender Direktor des Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstituts an der Universität zu Köln. 2013 wurde er Präsident des ZEW und Professor an der Universität Mannheim.
Forschungsschwerpunkte Fuests sind Wirtschafts- und Finanzpolitik, internationale Besteuerung, Steuerpolitik und Unternehmensfinanzierung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie Kommunalfinanzen. Das Handelsblatt zählte Fuest 2006 in einem Ranking der forschungsstärksten jüngeren Ökonomen im deutschsprachigen Raum zu den Top 10.
Er ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium der Finanzen und war dessen Vorsitzender von 2007 bis 2010, Research Fellow des CESifo und des IZA. Außerdem war er von 2004 bis Oktober 2008 und ist erneut seit 2013 Mitglied des Kronberger Kreises.
Seit 2011 ist Fuest Mitglied im Hochschulrat der HBK Braunschweig.
Am 11. Juni 2015 wurde bekannt, dass Fuest Nachfolger von Hans-Werner Sinn als Präsident des ifo Instituts wird. Er übernahm zum April 2016 zudem den Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2016 wird er in der Rangliste der einflussreichsten Ökonomen in Deutschland in den TOP 10 geführt.
Fuest steht nach eigenen Angaben für ordoliberale Positionen und sieht in Steuererhöhungen derzeit kein Mittel zur Sanierung des Staatshaushaltes, lediglich eine Umsatzsteuererhöhung als ultima ratio unterstützt Fuest, da sie alle belaste. Der Staat habe eher ein Ausgaben- als ein Einnahmeproblem. Eine Finanztransaktionssteuer lehnt er ab, Studiengebühren befürwortet er, da überproportional Kinder aus Oberschicht- und bürgerlichen Familien die Hochschulen bevölkern. Dänemark sei ein Beispiel für einen aktivierenden Sozialstaat. In Deutschland müssten für Eltern aus sozial benachteiligten Familien vermehrt Krippen- und Kindergartenplätze geschaffen werden, da Grundlagen für höhere Bildung schon sehr früh gelegt würden. An den Universitäten könnten in erheblichem Umfang Effizienzreserven gehoben werden.
Fuest äußerte die Befürchtung, die Flüchtlingskrise in Deutschland könne zu einer Zwei-Klassen-Bildung führen („Wir müssen aufpassen, dass wir unsere bewährten Ausbildungssysteme nicht mit einer Ausbildung Light unterminieren“). Deutschland brauche Zuwanderung: „Jeder, der qualifiziert ist, jeder, der einen Ausbildungsplatz annimmt und behält, jeder, der in der Schule Fortschritte macht, sollte das Angebot erhalten, hier zu bleiben, selbst wenn er kein Asylrecht bekommt.“ Fuest spricht sich dafür aus, die Zuwanderung stärker zu kontrollieren. „Auf Dauer kann man entweder einen Sozialstaat haben oder ungesteuerte Zuwanderung, mit Sicherheit aber nicht beides“.