O du fröhliche, Kommentar zur US-Steuerreform von Sebastian Schmid

Bis zu den Weihnachtsfeiertagen haben es Daimler und BMW mit dem Geschenkeauspacken nicht mehr ausgehalten. Sie präsentierten ihren Investoren schon am Abend des letzten Arbeitstags vor dem großen Fest die milliardenschweren Sondereffekte, die ihnen die US-Steuerreform bescheren soll. Die Investoren sollten indes nicht gleich „O du fröhliche“ anstimmen, auch wenn noch andere Firmen mit teils ähnlichen Einschätzungen nachkamen. Die Auswirkungen auf die Cash-flows müssen indes erst noch berechnet werden. Und diese sind es letztlich, die für langfristige Finanzstärke der Firmen eine höhere Bedeutung haben werden als nicht cashwirksame Einmalerträge. Hinzu kommt, dass sich bereits US-Steuerexperten zu Wort gemeldet haben, die unter dem Strich sogar negative Effekte für das Gros der internationalen Konzerne befürchten.

Am Beispiel der Autokonzerne lässt sich zeigen, dass die finalen Auswirkungen der Trump’schen Neuordnung der amerikanischen Steuergesetze nicht einmal im Ansatz erfasst wurden. So macht der einmalige positive Effekt aus der Auflösung latenter Steuern einen deutlich höheren Betrag aus als die jährlich anzunehmende Steuerreduktion, die darauf folgen soll. Zudem drohen der Automobilindustrie angesichts der anhaltend harten Haltung der US-Regierung in der Neuverhandlung des Freihandelsabkommens Nafta womöglich bald schon Importzölle für Autoimporte aus Kanada und Mexiko.

Der südliche Nachbarstaat hat sich längst zum wesentlichen Produktionsstandort der Branche für den US-Markt gemausert – nicht nur für ausländische Autobauer. Auch die Drohungen des US-Präsidenten haben daran nichts geändert. US-Autobauer haben ihre Investitionen in Mexiko 2017 sogar hochgefahren. Anfang Dezember hat Ford angekündigt, ihre Elektrofahrzeuge nun doch in Mexiko bauen zu lassen. Kurz nach Trumps Amtsantritt war die E-Auto-Produktion noch öffentlichkeitswirksam von Mexiko nach Michigan verschoben worden. Das Ergebnis der Nafta-Verhandlungen ist noch offen. Die Forderungen der US-Regierung in den ersten Gesprächsrunden bewegten sich wohl auf inakzeptablem Terrain, wie aus Verhandlungskreisen verlautete. Es ist zu befürchten, dass den Konzernen hier weiteres Ungemach droht. Mit der Senkung der Steuerquote hat Trump auch einigen deutschen Unternehmen ein vorweihnachtliches Geschenk unterbreitet. Dieses kommt aber mit einem dicken Disclaimer. Am Ende könnte es sogar mehr kosten, als es einbringt.

Quelle: Börsen-Zeitung

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