Bei 20 Direktvermarktern von TV bis Tablet hat die Verbraucherzentrale NRW einen vorweihnachtlichen Einkaufs-Bummel online absolviert. Shopping-Fieber kam dabei jedoch nicht gerade auf.
„Online kaufen direkt beim Hersteller“: Das gilt inzwischen nicht mehr allein für Mode, sondern auch für immer mehr Elektro- und Unterhaltungsgeräte. Bei 20 Direktvermarktern von TV bis Tablet hat die Verbraucherzentrale NRW einen vorweihnachtlichen Einkaufs-Bummel online absolviert. Shopping-Fieber kam dabei jedoch nicht gerade auf.
Onlinestores von Herstellern liegen im Trend. Jeder dritte Konsument zeige „eine hohe Markenaffinität“ – und kaufe direkt beim Erzeuger, heißt es in einer Studie des E-Commerce-Centers.
So eine Zahl beeindruckt mittlerweile auch viele Hersteller von TV und Toaster, von Kamera und Kaffeemaschine. Deshalb bitten auch sie, ohne den Umweg über den Handel, direkt zur Kasse. Kunden profitieren von einer „365-Tage-Hotline“ und „sofortigem Austausch-Service“, lockt etwa Medion. Regelmäßige Angebote und große Auswahl offeriert Philips. Die Lieferung erfolge „sehr schnell und unkompliziert“ verspricht Panasonic.
Rückenwind erhalten Hersteller mit eigenem Shop sogar vom Handelsverband Deutschland (HDE). Der verspricht sich von den neuen Playern auf dem Verkaufsparkett „mehr Vielfalt und möglicherweise günstigere Preise“.
Die Verbraucherzentrale NRW wollte es genauer wissen und sah sich in 20 Technik-Shops um: unter anderem bei Philips und Panasonic, bei Medion und Märklin, bei Apple und Sony. Besuch bekamen auch Canon und Garmin, WMF und Olympus.
Insgesamt 100 zufällig ausgewählte Geräte – je fünf pro Shop – verglichen die Tester mit den günstigsten Preisen des Handels. Die Zahlen, die Preissuchmaschinen ausspuckten, waren jedoch überwiegend ernüchternd: Rund ein Viertel teurer kam das gesamte Technikpaket in den Herstellershops zu stehen: 45.600 statt 36.600 Euro.
Teils drastische Unterschiede fanden sich dabei zwischen den einzelnen Anbietern. Zu den besonders teuren Firmen-Shops in der Stichprobe zählten etwa Canon und Logitech mit jeweils fast 50 Prozent plus gegenüber günstigen Händlern.
Dagegen stellten sich Medion und Hewlett-Packard dem harten Preiskampf in der Elektronik-Branche. Ihre Offerten lagen nur wenige Prozent über den absoluten Web-Schnäppchen. Vergleichsweise günötig war’s auch bei Olympus.
Solch preislich attraktive Kalkulation klappt oft nur, wenn Firmen ihre eigenen Empfehlungen missachten. Stichwort: „UVP“. Die unverbindlichen Preisempfehlungen pappen viele Produzenten ab Werk auf ihre Geräte.
Kenner nehmen UVP-Preise allerdings nicht allzu ernst. In der Regel dienen sie Händlern nur, um sie – werbewirksam – gleich wieder rot durchzustreichen. Denn ihr neuer, scheinbar reduzierter Preis soll Käufern ein Schnäppchen vorgaukeln. Eine Masche, auf die nur reinfällt, wer blind ohne Preisvergleich zugreift.
Für Hersteller, die sich dem Wettbewerb abertausender Shops stellen wollen, rächt sich allerdings in der Regel jegliches UVP-Gedöns. Ihr Problem nämlich: Umsatz lässt sich mit den teuren Fabrikpreisen kaum machen.
Einige lösten das auf kuriose Art: HP und Trekstor beispielsweise verkauften die Produkte teils drastisch unterhalb ihrer eigenen Preisempfehlung.
In diese Not kommt Teufel nicht. Der Spezialist für Lautsprecher vertickt sein Sortiment ausschließlich in Eigenregie: im Firmenshop, bei Amazon und Ebay – und das stets zum gleichen Preis.
Krasse Unterschiede gab es in der Stichprobe auch beim Sortiment. So präsentierte Canon im Store gerade mal zwei Dutzend Geräte – und beließ es darüber hinaus bei Verbrauchsmaterialen und Zubehör. Anders agierte Medion, wo „6.800 unterschiedliche Produkte“ in den Warenkorb gelegt werden konnten.
Mit prall gefüllter Auslage waren darüber hinaus nur wenige am Start – etwa Epson und Kärcher. Das Gros der Technikshops stellte hingegen nur einen Teil, bisweilen gar nur einen Bruchteil ihrer Produkte in die virtuellen Regale.
Auch bei der Bewerbung des Online-Fabrikverkaufs scheiden sich die Geister. Die Bandbreite reicht von Klotzen bis Kleckern. Sogar in Suchmaschinen sei ihr Store vertreten, betont etwa Blaupunkt stolz. Lediglich als eine „Marketingplattform mit eher geringen Verkaufsaktivitäten“ versteht dagegen Philips seine kaufmännischen Aktivitäten.
Die Vorteile für Konsumenten gegenüber einem Kauf im Handel waren denn auch recht überschaubar. Zwar gewährte Philips neben „permanenten Supportfunktionen und Kontaktmöglichkeiten“ auch ein „21 Tage Rückgaberecht“ – und das fällt sogar sieben Tage länger aus als es das Widerrufsrecht verlangt. Regelmäßige Onlineshopper kann das aber nicht beeindrucken: Branchenprimus Amazon und andere legen bei Philips-Produkten oft noch einmal neun Tage Bedenkzeit drauf.
Den speziellen Einkaufs-Kick suchte die Verbraucherzentrale in den 20 Herstellershops deshalb zumeist vergeblich. Allenfalls die individuelle Konfiguration eines Notebooks, die kostenlose Installation eines Fernsehers (Sony) oder kostenlose Gravuren bei iPods (Apple) gab’s als echten Bonus.
Dass Hersteller sich mitunter noch schwer mit dem Direktverkauf an Privatkunden tun, zeigte auch das Beispiel Apple. Hier gelang es den Düsseldorfer Verbraucherschützern auch mit Hilfe des telefonischen Apple-Supports nicht, auf der Shop-Seite die geforderten Versandkosten von 5,95 Euro (für Artikel unter 119 Euro) separat angezeigt zu bekommen – weder in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, noch im Warenkorb. Juristen brandmarken das unter anderem als „Verstoß gegen die Preisangabenverordnung“.
