Pisa-Koordinator fordert Studiengebühren in Deutschland

Berlin – Andreas Schleicher, bei der OECD in Paris Koordinator der internationalen Schulstudie Pisa (Programme for International Student Assessment), fordert die Einführung von Studiengebühren in Deutschland. Es sei nur gerecht, „die Nutznießer eines Studiums in angemessener Weise an der Finanzierung zu beteiligen“, sagt Schleicher im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. Zu den Nutznießern zähle er „den Staat, der mehr Steuern einnimmt, die Wirtschaft, die produktiver arbeitet, und die Studierenden, die später höhere Gehälter bekommen.“

In Deutschland investiere der Staat selbst nicht ausreichend, verhindere aber die Studiengebühren. „Am Ende zahlen dann die Facharbeiter für das Studium der Kinder reicher Eltern“, erklärt der Bildungsforscher. Um Studiengebühren sozial gerecht zu gestalten, seien Bildungsdarlehen erforderlich, die erst dann zurückgezahlt werden, wenn das spätere Einkommen einen angemessenen Schwellenwert überschreitet. „Damit wird das Risiko entschärft“, so Schleicher, „dass sich ein Studium eventuell nicht auszahlt. Und es sind nach sozialen Kriterien gestaltete Stipendiensysteme nötig, die talentierte junge Menschen aus sozial benachteiligten Umfeldern motivieren, ein Studium zu beginnen.“ Auch zusätzliche staatliche Ausgaben fürs Studium würden sich lohnen, selbst wenn die Schuldenbremse wirke. „Für den deutschen Steuerzahler wiederum gilt“, sagt Schleicher, „dass er von jedem Hochschulabsolventen 156.000 Euro mehr an Steuern bekommt, als er an Steuergeldern in dessen Studium investiert.“ Der deutsche Bildungsforscher und Statistiker Andreas Schleicher ist bei der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) in Paris stellvertretender Direktor für Bildung. Er koordiniert die bekannte internationale Schulstudie Pisa. Am 25. Juni 2013 wird er den OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2013“ vorstellen.

Foto: Junge Leute vor einer Universität, über dts Nachrichtenagentur

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