Prepper – vorbereitet auf den Zusammenbruch der Gesellschaft

Schon lange rüsten sich die Überlebenskünstler oder sogenannten Prepper für den Ernstfall. Die „privaten Katastrophenschützer“ wie sich die Prepper auch gern nennen, sind auf jede Art von Katastrophe vorbereitet. Sie vereint eine Vorstellung: Große Katastrophen sind wahrscheinlich und der Staat zunächst keine Hilfe bieten wird, diese zu überleben.

Die sogenannten Prepper sind Mitglied einer Bewegung, die sich von den USA aus, auf der gesamten Welt ausgebreitet hat. Der Begriff stammt aus dem Englischen von „to be prepared“ (vorbereitet sein). Die Prepper unter sich sprechen von TEOTWAWI „The End of the World as we know it“, also dem Ende der Welt, wie wir sie kennen. Das Preppen selbst kann viele Formen annehmen.

Prepper & Prepper: wo fängt das „Vorbereiten“ tatsächlich an

Börsencrashs, Terroranschläge, Atomkatastrophen, Stromausfälle und Pandemien wie jüngst das Corona-Virus – die Liste ist lang. Sogar die Bundesregierung riet erstmalig im vergangenen Jahr seit dem Ende des Kalten Krieges dazu, sich mit Lebensmittelvorräten für 10 Tage zu auszustatten, um sich im Ernstfall selbst versorgen zu können. Prepper lachen über solche Hinweise nur.

Doch vorbereitet sein kann man auf vielen Wegen. Denn für viele beginnt die Sicherheit bei einer soliden Anlagestrategie an, wie Gold und Silber, etwas Bargeld versteckt in einer Schatulle oder einer guten Anlagestrategie. Bei diesen Preppern handelt es sich nicht um die, von denen in den Medien geschrieben wird und die sich mit verschiedenen Übungen auf den Ernstfall vorbereiten. Diese „Prepper“ haben die alltäglichen persönlichen Krisen im Blick, wie bspw. den Verlust der Arbeitsstelle oder die plötzliche Arbeitsunfähigkeit. Die Antwort auf solche Krisen ist, Geld zu sparen, sodass es mindestens für sechs Monate zum Leben reicht.

Andere bereiten sich auf „andere“ Krisen vor, wie bspw. auf der Baustelle, auf einen Stromausfall. Einen Generator mieten, ist dabei nur eine der Vorsorgemaßnahmen. Auch der Vorauskauf von Materialien, gehört dazu. Kurz gesagt, die Vorbereitungen können Wissensbestände umfassen, aber auch Praktiken, Techniken, Objekte und Geisteshaltungen. Wer sich mit einem Prepper unterhält, der wird erkennen, dass es sich dabei um ein sehr komplexes Phänomen handelt.

Preppen ist ein komplexes Thema

Wenn die Medien über die Prepper berichten, dann geht es zumeist um die paranoiden Bunkerfreaks, die politisch verwirrten Tag-X-Strategen und andere Sonderlinge, die ihre Essensvorräte irgendwo in der Wildnis bunkern. Hinzu kommt, dass die Prepper ins Visier der Verfassungsschützer gekommen sind, seitdem rechtsextreme Gruppen wie da Netzwerk „Nordkreuz“ oder die „Gruppe S“ aufgeflogen sind. Und tatsächlich gibt es in Teilen der Prepper-Szene ideologische und personelle Schnittmengen mit rechtsextremen Milieus.

Genau das ist es, was es erschwert, die Szene zu differenzieren, eben diejenige zu erfassen, die der Realität gerecht wird und die Heteroginität erfasst. Doch was viele nicht wissen ist, dass sich die Bewegung nicht nur seit der Coronakrise bis weit in die Mitte der Gesellschaft zieht.

In Amerika ist die Prepper-Szene eine Milliarden-Dollar-Industrie

Ein Blick über den großen Teich zeigt, dass in den USA die Szene eine noch ganz andere Dimension hat: Dort ist Prepping eine Milliarden-Dollar-Industrie. Auch in Deutschland wurde die private Krisenvorsorge zu einem Massenphänomen: Denn es gibt wohl keinen deutschen Haushalt mehr, der sich nicht ein kleines Lager an Lebensmitteln und Hygieneprodukten in den ersten Tagen der Pandemie zugelegt hat.

Auch die eher sorglosen Gemüter trieb die Aussicht im Falle einer Quarantäne nicht mehr verlassen zu können zu einer sorgfältigen Vorratshaltung – selbst wenn diese vorher eher kaum mehr im Kühlschrank hatten, wie Senf, Butter, etwas Käse und Brot. Zu Beginn des Lockdowns im Frühjahr 2020 berichteten die Dosenbrot-Verkäufer von einem rapiden Zuwachs der Nachfrage. Auch die Anbieter von Fertignahrung und Notfallausrüstungen kamen kaum noch mit den Bestellungen hinterher. Selbst die Mitgliederzahlen in den Preppergruppen der sozialen Medien explodierten.

Prepper fühlen sich in der Pandemie bestätigt – jetzt sind wir alle Prepper

Jetzt sind alle Prepper – oder zumindest hat sich zu Beginn der Corona-Krise dieser Eindruck durchgesetzt, dass es durchaus klug sein kann, auf härtere Zeiten vorzubereiten. Viele Verbraucher, die sich im Februar 2020 mit Konserven, Nudeln und Trockenfleisch eingedeckt haben, lösten ihren Vorrat schon wenige Wochen später wieder auf. Jedoch hat die Corona-Pandemie das Vertrauen in die Verlässlichkeit brüchig werden lassen und die Prepper, die zuvor überwiegend Spott ernteten und mit Geringschätzung bedacht wurden, fühlten sich dadurch bestätigt.

Es wurden paradoxe Entwicklungen durch die Pandemie angestoßen. Der Prepper-Gedanke breitete sich auf der einen Seite in der bundesdeutschen Mittelschicht aus, an den äußeren Rändern der Szene nahm die Radikalität zu. In den Halböffentlichkeiten der Prepper-Chatgruppen auf Telegram mischten sich die Verschwörungstheorien und Hass mit Fantasien von einem nahenden Zusammenbruch der Gesellschaft – mitunter kam sogar Vorfreude auf die Katastrophe auf.

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