Neu entsiegelte Gerichtsdokumente enthüllen zusätzliche Details über die Bemühungen des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, die Wahlergebnisse für 2020 zu verfälschen, und erweitern damit die Anklage gegen ihn. Die Beweise, die in einem 165-seitigen Dokument des Sonderanwalts Jack Smith offengelegt wurden, stellen Trumps Behauptung in Frage, er sei immun gegen Strafverfolgung. Ein wichtiger Vorfall, der in dem Dossier detailliert beschrieben wird, ist Trumps Reaktion während des Angriffs auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021. Dem Schriftsatz zufolge antwortete Trump auf Informationen bzgl. der Gefahr für Vizepräsident Mike Pence aufgrund von Unruhen mit „Na und?“. Special Counsel Smith argumentiert, dass dieser Beitrag zu den Gewalttätigkeiten in der Menge beitrug. In dem Schriftsatz wird behauptet, dass Trumps Handlungen nicht Teil seiner offiziellen Pflichten als Präsident waren, sondern eher persönliche Bemühungen, an der Macht zu bleiben. Die Staatsanwaltschaft behauptet, Trumps Versuch, das Wahlergebnis zu kippen, sei „im Grunde eine private Angelegenheit“ gewesen. Sie argumentieren, dass diese Unterscheidung den Schutz aufhebt, der amtierenden Präsidenten nach einem kürzlich ergangenen Urteil des Obersten Gerichtshofs über die Immunität von Präsidenten normalerweise gewährt wird. Das Dossier enthält auch Aussagen, die darauf hindeuten, dass Trump wusste, dass seine Behauptungen über Wahlbetrug vor Gericht keinen Bestand haben würden. Als einer seiner Anwälte ihn auf fehlende Beweise bzgl. des behaupteten Wahlbetrugs hinwies, soll Trump gesagt haben: „Die Details sind unwichtig“. Diese und andere Äußerungen werden von der Staatsanwaltschaft als Argument dafür angeführt, dass Trump wissentlich falsche Behauptungen über das Wahlergebnis aufgestellt hat. Andere Teile des Schriftsatzes beleuchten Interaktionen zwischen Trump und seinen Beratern und zeigen, dass es zwischen ihnen zu Meinungsverschiedenheiten kam. So hörte beispielsweise ein Assistent im Oval Office, wie Trump auf einem Flug nach der Wahl zu seiner Familie sagte: „Es spielt keine Rolle, ob man die Wahl gewonnen oder verloren hat. Man muss immer noch kämpfen wie der Teufel“. Die Staatsanwaltschaft argumentiert, dass diese Äußerungen zeigen, dass Trump sich weigerte, die Wahl trotz bekanntem Ergebnis anzuerkennen. Ein weiterer Schwerpunkt des Gerichtsdokuments ist Trumps Druck auf staatliche Stellen, die Wahlergebnisse zu ändern. Es beschreibt ein Treffen im Oval Office am 20. November 2020, bei dem Trump versuchte, die Gesetzgeber von Michigan davon zu überzeugen, die Wahl zu revidieren. Die Gesetzgeber teilten Trump mit, dass er den Staat aufgrund schlechter Leistungen bei bestimmten Wählergruppen verloren habe, eine Schlussfolgerung, die Trump Berichten zufolge nicht akzeptierte. Darüber hinaus werden in der Akte Trumps öffentliche Äußerungen vom 6. Januar beschrieben, insbesondere sein Beitrag in den sozialen Medien, in dem er Pence kritisierte. Die Staatsanwaltschaft behauptet, dass Trump, obwohl er aufgefordert wurde, die Situation zu beruhigen, sich stattdessen dafür entschied, seine Frustration öffentlich zu äußern, was sich ihrer Ansicht nach direkt auf die Ereignisse auswirkte. Smith behauptet, dass es sich bei dem Posting nicht um ein offizielles Verhalten handelte, sondern vielmehr um eine private Beschwerde, die darauf abzielte, das Verhalten der Menge zu beeinflussen. In dem Schriftsatz wird auch ein ehemaliger Trump-Vertrauter, der in dem Dokument als „Person 1“ bezeichnet wird, beschuldigt, Pence unter Druck gesetzt zu haben, um die Wahl zu annullieren. Diese Personen wurden in dem Fall zwar nicht angeklagt, doch legen die Akten nahe, dass sie eine wichtige Rolle bei den allgemeinen Bemühungen spielten, Trump im Amt zu halten. Zu den neu veröffentlichten Beweisen gehören auch interne Diskussionen unter Trumps Beratern, von denen sich einige skeptisch gegenüber den Behauptungen über Wahlbetrug äußerten. Ein Beispiel ist der ehemalige Trump-Anwalt Rudy Giuliani, der öffentlich behauptete, dass in Georgia 10.000 tote Wähler ihre Stimme abgegeben hätten. Hinter den Kulissen räumte Trumps Stabschef Mark Meadows jedoch ein, dass die Zahl der toten Wähler nur 12 betrug, wie aus Textnachrichten hervorgeht, die in dem Dossier enthalten sind. Das Dossier von Smith wurde letzte Woche zunächst unter Verschluss gehalten und erst auf richterliche Anordnung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Beweise untermauern die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen Trump und stellen sein juristisches Argument in Frage, dass seine Handlungen als offizielles Verhalten zu werten seien, was ihn immun gegen Strafverfolgung mache. Trump hat die Freigabe der Beweise kritisiert und sie als politisch motiviert bezeichnet. Im weiteren Verlauf des Verfahrens wird Richterin Tanya Chutkan feststellen, inwieweit die Anklageschrift mit den Standards übereinstimmt, die durch das Urteil
