Ratingagenturen – Großmächte der Finanzwelt

Bern – Ein Triple A ist Milliarden wert, eine schlechtere Note kann Milliarden kosten: Moody’s, Standard and Poor’s und Fitch sind mit ihren Bewertungen Großmächte der Finanzwelt. Die Ratingagenturen beurteilen die Zahlungsfähigkeit von Staaten, Unternehmen oder Wertpapiere nach einem Notensystem (oder Rating): von der Höchstnote AAA – Triple A – für eine besonders sichere Anlage, bis D für Zahlungsausfall.

Wie erfolgt das Rating?

Für ein Rating prüft ein Analyst zunächst die Bilanzen des betroffenen Landes oder eines Konzerns. Es folgen Treffen mit den Finanzbehörden, schließlich entscheidet ein Bewertungsausschuss. Die Benotung beruht auf mehreren Faktoren: Bei Staaten spielt das politische Umfeld ebenso ein Rolle wie der Spielraum beim Haushalt oder die Verschuldung. Anleger beurteilen nach diesem System, wem sie Geld leihen und in welche Anlagen sie investieren. Bei einer schlechteren Beurteilung steigen in der Regel die Zinsen; dadurch können Staaten in einen Teufelskreis aus Schulden, schlechtem Rating, höheren Zinsen und in der Folge zusätzlichen Kosten und neuen Finanzproblemen geraten.

Wer bezahlt die Rating-Agenturen?

Derzeit werden 115 Länder benotet, und die meisten Staaten und Unternehmen zahlen dafür, dass die Agenturen ihre Anleihen taxieren. Das macht etwa 90 Prozent der Umsätze aus. Hinter Moody’s steht unter anderem der US-Milliardär Warren Buffett, Standard & Poor’s gehört zum US-Verlag McGraw-Hill Companies und Fitch Ratings mehrheitlich zur französischen Firma Fimalac und der US-Gruppe Hearst.Die Ratingagenturen sind ebenso mächtig wie umstritten. Bei der US-Immobilienkrise 2007 etwa hatten sie faule Papiere oft gut bewertet, und 2008 erhielt die US-Bank Lehman Brothers noch Bestnoten, kurz bevor ihr Zusammenbruch die weltweite Finanzkrise auslöste.Hunderte kleinere Ratingagenturen gibt es heute, die EU überlegt seit längerem, eine eigene einzurichten. Doch die „großen Drei“ teilen sich immer noch mehr als 90 Prozent des Marktes.

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