Konjunkturpaket

Rekordgefühl, Kommentar zur Konjunktur von Alexandra Baude

Die deutschen Konjunkturdaten sind in jeder Hinsicht erstaunlich – sie fallen nicht nur stärker aus als erwartet, sondern brechen einen Rekord nach dem anderen. An der Fortsetzung des immer breiter und stärker ausfallenden Aufschwungs mag keiner zweifeln, zeigt doch die Ifo-Konjunkturuhr im Mai so weit wie noch nie in den Boom-Bereich.

Doch wann ist ein Boom wirklich ein Boom? Ist die uneingeschränkte Freude über die wirtschaftliche Entwicklung gerechtfertigt? Sollte das Auseinanderlaufen der Stimmungsindikatoren und der harten Daten nicht allmählich bedenklich stimmen – zumindest ein klein wenig? Zumal man nicht vergessen darf, dass zwar die Binnenkonjunktur rund läuft, der Aufschwung in seiner Gesamtheit aber auch aus externen Faktoren gespeist wird. Am offensichtlichsten sind da neben dem immer noch vergleichsweise niedrigen Euro-Kurs, der die Exporte nach oben treibt, die lockere Geldpolitik der EZB, deren Geldfluten allmählich in der Realwirtschaft anzukommen scheinen.

Der Blick auf die Unternehmensinvestitionen zeigt, dass diese allmählich anspringen, doch ist der Beitrag der Ausrüstungsinvestitionen noch weit entfernt vom früheren Normalwert. Dabei sind Kredite bereits seit langem rekordverdächtig günstig, und die Banken reichen wieder mehr Darlehen aus. Nur von der Bauwirtschaft kommt ein starker Impuls – aber das sollte unter diesen Umständen eher nachdenklich stimmen.

Irritierend ist auch, dass sich die Unternehmen mit Investitionen zurückhalten, zugleich aber in Umfragen von einer schon fast überschäumenden Stimmung in den Chefetagen berichtet wird. Trauen sie dem Frieden nicht? Sind sie skeptischer, als sie es den Prognostikern mitteilen? Beim Blick auf die Details wird die Lage etwas klarer: Die Lagekomponente des Ifo-Barometers liegt zwar auf ihrem Allzeithoch, die Erwartungskomponente allerdings hinkt hinterher. Auch die Unternehmen sind also nicht mit sich im Reinen. Grund dafür sind die politischen Unsicherheiten. Nach der Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten Frankreichs sind sie zwar abgeebbt, aber nicht aus der Welt. Neben den Brexit-Folgen gibt es noch US-Präsident Donald Trump, der einen großen Risikofaktor für die deutsche Exportwirtschaft darstellt, zumal mit China ein weiterer Handelspartner schwächelt.

Auch wenn das alles nicht für einen Boom spricht, um das Wirtschaftswachstum muss einem nicht bange sein, auch wenn es nicht so stark ist wie beim letzten Ifo-Rekordhoch. Gefühlt brummt die Wirtschaft – und darauf kommt es ja auch an.

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