Schweiz: Gemeinschaftlich gegen Bauernsterben

Bern – 1990 wurden in der Schweiz noch rund 100.000 Betriebe landwirtschaftlich betrieben, 2013 sind es nur noch 56.500. Beinahe die Hälfte der Landwirtschaften wurden aufgelassen, allein 2012 über 1000 Betriebe. Da die landwirtschaftliche Nutzfläche jedoch kaum kleiner geworden ist, werden nun von den einzelnen Landwirten größere Flächen bewirtschaftet. Im Schnitt sind es statt 15 Hektar gegenwärtig 168,6 Hektar. Viele Bauern zwang der Milchpreis zur Aufgabe der Landwirtschaft. Seit dem Jahr 2000 ist er um 20 Prozent gesunken. Waren es bisher noch Subventionen, die die Landwirte bewogen, die Tierhaltung zu forcieren, fällt auch dieser Grund ab 2014 weg. Die Subventionen wurden bislang auf den Tierbestand bezogen ausbezahlt. Ab 2014 soll die landwirtschaftlich genutzte Fläche zur Bemessung herangezogen werden.

Gemeinsam zu Stärke kommen

Nachdem der einzelne Landwirt allein oft nicht mehr bestehen kann, werden Betriebsgemeinschaften immer beliebter, jedoch nur sehr langsam. Inzwischen gibt es in der Schweiz 909 Betriebsgemeinschaften und 648 Betriebszweig-Gemeinschaften. Besonders bei der Viehwirtschaft zeigen sich Vorteile. Liegen zwei Bauernhöfe nahe beieinander, kann ein gemeinsamer Kuhstall genutzt werden. Die betrieblichen Investitionen in einen Milchstall sind kaum größer, wenn mehr Kühe im Stall stehen. Die Ausstattung, wie Melkstand, Kran, Kühlung, Heubelüftung und vieles mehr, muss nur einmal eingerichtet werden, egal wie groß der Viehbestand ist. Anton Moser,  Lehrer und Berater am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung im Kanton Luzern, erklärte: „Immer mehr Bauern nehmen einen Autonomieverlust zugunsten einer gewissen Entlastung in Kauf“.

Verschiedene Formen möglich

In der Schweiz sind verschiedene Formen der Kooperation im landwirtschaftlichen Bereich möglich. Eine lose Kooperation ist durch Verträge möglich. Dazu zählen Dienstleistungsverträge, Maschinenringe und etwa Aufzucht- und Anzuchtverträge. Bei einer Teilfusion arbeiten die Kooperationspartner bereits enger zusammen. Wenn zwei Landwirte einen Gemeinschaftsstall betreiben, doch jeder seinen eigenen Betrieb weiterführt, kann von einer Teilfusion gesprochen werden. Die engste Zusammenarbeit stellt die Vollfusion dar, bei der sich zwei landwirtschaftliche Betriebe zu einem zusammenschließen. Anke Möhring von der Agroscope ART Tänikon verfasste eine Forschungsarbeit über gemeinsames Wirtschaften. Aus wirtschaftlicher Sicht, lohne sich eine Betriebsgemeinschaft in jedem Fall. Auch die von den Abnehmern verlangten Mengen könnten besser bewältigt werden. Doch seien es nur 3 Prozent der Schweizer Landwirte, die den Schritt wagen. Für Möhring liegt der Grund in einem Vorurteil, das gegenüber Betriebsgemeinschaften besteht. Aber auch die Angst vor zwischenmenschlichen Konflikten und der Abhängigkeit sei groß.  „Nicht jeder Betrieb soll kooperieren, aber für viele sei es einfach sinnvoll“, meint sie.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert