Sportpolitiker sehen deutsche Olympia-Bewerbung skeptisch

Berlin – Mehrere Sportpolitiker im Bundestag blicken mit Skepsis auf die deutschen Bemühungen, die Olympischen Sommerspiele 2024 auszutragen. Der sportpolitische Sprecher der Linksfraktion, André Hahn, sagte der „Welt“: „Es gibt in der Bevölkerung eine gewisse Skepsis gegenüber dem IOC – warum sollte das im Sportausschuss anders sein?“ Es werde offenbar vorausgesetzt, dass Sportpolitiker per se für Olympia seien, sagte Hahn. „Dass es auch im Sportausschuss kritische Fragen gibt, scheint manchen zu irritieren.“

Weiter sagte Hahn: „Das größte Problem der Olympischen Spiele ist die uneingeschränkte Kommerzialisierung. Der Sport ist in den Hintergrund getreten. Das muss sich wieder ändern.“ Mit Blick auf eine mögliche Bewerbung Hamburgs oder Berlins forderte der Linken-Politiker: „Wir Deutsche können nicht immer nur mit dem Finger auf China und Russland zeigen und die dortigen Zustände kritisieren. Wir müssen uns auch trauen zu zeigen, dass wir es besser können.“ Die SPD-Obfrau im Sportausschuss des Bundestags, Michaela Engelmeier, sagte der „Welt“: „Die Stimmung in der Bevölkerung ist ambivalent. Damit aus dem Funke eine leuchtende Flamme wird, wünsche ich mir noch mehr Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger.“ Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Steffel, Unions-Obmann im Sportausschuss, sagte: Die deutsche Politik stehe einer deutschen Bewerbung „im Wesentlichen positiv gegenüber“ und warte auf die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Steffel glaubt allerdings, dass die Zustimmung kontinuierlich ansteigt, „und wir haben noch genug Zeit bis zur IOC-Entscheidung, die Zustimmung durch Argumente zu steigern“. Für die internationale Bewerbung müssten die deutschen Konzepte naturgemäß deutlich weiter entwickelt werden, ist Steffel überzeugt. Dann aber werde Deutschland sicher ein „großartiger Gastgeber“ sein. Steffel forderte: „Die deutsche Bewerbung muss der politische, moralische, wirtschaftliche und finanzielle Gegenentwurf zu Sotschi, Peking, Moskau und Katar sein.“ Der sportpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Özcan Mutlu forderte zahlreiche Neuerungen für Olympia in Deutschland: „Eine echte Bürgerbeteiligung, die Nachhaltigkeit der Spiele in ökologischer und finanzieller Hinsicht, Bescheidenheit statt Gigantomanie und ein Maximum an Transparenz auf allen Ebenen.“ Er bezweifele aber sehr, so Mutlu, „dass bis 2024 diese Ziele auch nur im Ansatz erreicht werden“. Für den Grünen-Politiker reicht auch die vom deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach initiierte Agenda 2020 für mehr Glaubwürdigkeit „auf Papier“ nicht aus. „Auch fehlt es trotz gegenteiliger Beteuerungen schon jetzt im Frühstadium bei der Bürgerbeteiligung und der Transparenz, wobei sich Hamburg und Berlin da nichts geben“, beklagte der Berliner Abgeordnete. Am 21. März soll die außerordentliche Mitgliederversammlung DOSB über den deutschen Bewerber abstimmen; fünf Tage davor will das Präsidium eine öffentliche Empfehlung an seine Mitglieder abgeben.

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