Maschinenbau

Stagnation 4.0, Kommentar zum Maschinenbau von Daniel Schauber

Maschinenbau
Industrie 4.0 wird auf den deutschen Maschinenbau, die „alte Tante“ der Industrie, wie ein Jungbrunnen wirken. Die vierte industrielle Revolution – die Vermählung von stählernen Kolossen und Big Data – befreit die Hersteller von Produktionstechnik von ihrem Mauerblümchendasein und macht aus der „reifen“ Branche (so lautet das schmeichelhaftere Wort für „alt“) wieder eine junge und flotte Industrie, deren Unternehmen man in einem Atemzug mit Google oder Amazon nennt.

Das hört sich gut an, aber mit der Realität hat es wenig zu tun. Die neuesten Daten aus dem Maschinenraum lassen nur einen Schluss zu. Die in Aussicht gestellten Wachstumsraten durch intelligente Roboter und schlaue Fräsmaschinen sind nichts als Zukunftsmusik. Auf kurze und mittlere Frist ist ein Wachstumsschub nicht in Sicht. Im abgelaufenen Jahr trat der deutsche Maschinenbau das vierte Jahr in Folge auf der Stelle. Stagnation 4.0. Und 2016 ist keine Besserung in Sicht.

Zugegeben, man kann die jüngste Jahresstatistik der Produktionstechnikhersteller natürlich mit etwas Wohlwollen auch anders lesen. Vier Jahre Stagnation haben durchaus etwas für sich in einer Branche, die extrem zyklisch ist und mit Ausschlägen fertig werden muss, die den Planern in den Konzernzentralen regelmäßig die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Alle Probleme, die extreme Schwankungen mit sich bringen – vom Einkauf über den Personaleinsatz bis hin zur Vertriebsstärke -, sind die Maschinenbauer in ihrer Gesamtheit zunächst los. Wobei natürlich zu berücksichtigen ist, dass die Investitionsgüterindustrie selbst eine sehr heterogene Branche ist. Ein Hersteller von Anlagen zur Fertigung von Halbleitern sieht die Welt derzeit mit anderen Augen als ein Zulieferer für die Ölindustrie. Und unterjährig bleiben die Ausschläge nach wie vor stark.

Was den deutschen Produktionstechnikherstellern sehr hilft, ist ihre enorm breite Aufstellung und die globale Präsenz. Die ausgeprägten Falten in China und Russland werden mit florierenden Exporten in die USA weggebügelt. Die Reindustrialisierung in Nordamerika und der schwache Euro schieben die Exporte in die USA an, das ist das Glück des Tüchtigen.

Ein Trost für die Maschinenbauer nach vier Jahren Nullwachstum ist zudem, dass es in der Branche auch in einstigen Boomländern voll im Trend liegt, auf der Stelle zu treten. Auch der chinesische Maschinenbau, der zuletzt noch mit zweistelligen und hohen einstelligen Wachstumsraten glänzte, kam 2015 nicht über Stagnation hinaus.

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