Untersuchung: Nachrüstung von Dieselfahrzeugen bringt wenig

Eine interne Untersuchung des Umweltbundesamtes steht offenbar im Widerspruch zu Aussagen von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die zuletzt technische Nachrüstungen von Dieselfahrzeugen gefordert hatte. Selbst die Nachrüstung „eines signifikanten Anteils“ von Dieselfahrzeugen würde die Konzentration von Stickstoffdioxid in den Städten kaum verringern, heißt es laut eines Berichts der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ in der internen Einschätzung des Bundesamtes. Das gelte sogar für den rechnerisch günstigsten Fall, dass es den Autoherstellern gelingen sollte, den Ausstoß von Stickoxiden bei älteren Fahrzeugen durch den Einbau einer verbesserten Abgasreinigung um 70 Prozent zu senken.

Selbst dann würden die zulässigen Grenzwerte in den nächsten Jahren an einigen Stellen noch überschritten. Das Amt kommt außerdem zu einer verheerenden Bilanz, was die Kosten angeht: 3,7 Milliarden Euro würde es die Hersteller kosten, hinreichend viele Dieselfahrzeuge nachzurüsten. Dem stünden laut Bericht Einsparungen von 293 Millionen Euro im Gesundheits- und Umweltsektor gegenüber. Das Papier entstand nach einem Fachgespräch im Umweltbundesamt im Juni 2016. Dazu hatte die Behörde Vertreter der Automobilindustrie, Mitglieder der Landesregierungen sowie Mitarbeiter des Technischen Überwachungsvereins eingeladen. Die Runde tauschte sich darüber aus, welche Möglichkeiten es geben könnte, um Dieselfahrzeuge nachträglich sauberer zu machen. Anschließend gab das Umweltbundesamt den Bericht laut Zeitung an Ministerin Hendricks sowie die Landesregierungen weiter. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kritisierte Hendricks` Vorstoß. Man müsse zunächst abwarten, was die auf dem Dieselgipfel beschlossenen Maßnahmen bringen, sagte Dobrindt der Zeitung. „Das werden wir tun. Pauschale Aussagen helfen da nicht viel weiter.“ Mitglieder des Verkehrsausschusses im Bundestag griffen Hendricks scharf an. Steffen Bilger (CDU) sagte der F.A.S., Hendricks verschärfe „ohne Not die bei Verbrauchern und Beschäftigten in der Automobilindustrie ohnehin vorhandene Unsicherheit“. Sie führe gemeinsam mit dem Umweltbundesamt „einen Kampf gegen die Individualmobilität“. Das sei das strategische Ziel. „Der Angriff auf den Diesel ist nur der Anfang.“

Foto: Joliot-Curie-Platz in Halle, über dts Nachrichtenagentur

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