US-Finanzinvestor Carlyle warnt vor wachsender Ungleichheit

Der Co-Vorstandschef der US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle, Kewsong Lee, warnt vor einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. „In allen Ländern weltweit sind die Vermögen zu ungleich verteilt. Als Folge dessen polarisieren sich die Gesellschaften zunehmend. Hier müssen wir dringend gegensteuern“, sagte Lee dem „Handelsblatt“.

Carlyle habe Hunderte Milliarden Dollar Gewinne an seine Geldgeber wie etwa Stiftungen und Pensionskassen ausgeschüttet und sich an den Standorten seiner übernommenen Unternehmen engagiert. Das sei ein positiver Beitrag. „Wir haben unser Geschäftsmodell allerdings nicht immer ausreichend erklärt. Das ist die eigentliche Herausforderung der Private-Equity-Branche weltweit“, sagte der Manager. Lee zeigte sich auch offen dafür, über höhere Steuern für Reiche zu diskutieren. „Als US-Bürger denke ich durchaus darüber nach, was die richtige Steuerpolitik ist und was fair ist. Und ich bin für die Förderung des Unternehmertums, um den Wohlstand zu mehren. Gleichzeitig muss aber auch der Reichtum angemessen verteilt werden.“ Letztlich sei es aber an der Politik, die richtige Antwort auf diese Frage zu finden. Auf den globalen Handelsstreit reagiert Carlyle mit einer Neuausrichtung der Lieferketten seiner Portfoliounternehmen. „Unsere Manager denken darüber nach, wie sie sich künftig besser vor Risiken durch Handelsbarrieren schützen können. Deshalb könnten bestimmte Teile der Lieferkette nach Südostasien verlagert werden. Und in Europa werden Zentral- und Osteuropa an Bedeutung gewinnen“, erläuterte Lee. Außerdem gebe es Unternehmen, die ihre Standorte in den USA überdenken würden. Generell sei das Bewusstsein gegenüber Länderrisiken in den Vorständen gewachsen. Carlyle erwartet nach den Worten von Lee zwar keine Rezession, wappnet sich aber für einen konjunkturellen Abschwung. Neben dem Verkauf von Beteiligungen sollen die Firmenlenker ihre Unternehmen wetterfest machen. „Wir müssen mehr als bislang geplant die Kosten senken und die Produktivität erhöhen, um negative Auswirkungen einer konjunkturellen Abkühlung möglichst zu vermeiden. Wir sagen allen unseren Managern: Seid nicht zufrieden. Handelt so, als wäre die Lage schon schlechter als sie tatsächlich ist“, sagte Lee zur Strategie von Carlyle.

Foto: Büro-Hochhaus, über dts Nachrichtenagentur

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