EU-Staaten importieren im ersten Halbjahr 2025 LNG im Wert von 4,48 Milliarden Euro aus Russland – Erhebliche Steigerung gegenüber Vorjahr – Kritik an energiepolitischer Abhängigkeit und Finanzierung des russischen Krieges.
Trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und des damit verbundenen politischen Drucks importieren EU-Staaten weiterhin in großem Umfang Flüssigerdgas (LNG) aus Russland. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat berichtet, belief sich der Wert der LNG-Importe aus Russland im ersten Halbjahr 2025 auf rund 4,48 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 3,47 Milliarden Euro. Dies entspricht einem deutlichen Anstieg, der die Debatte um die europäische Energiepolitik und die Abhängigkeit von russischen Energieträgern neu entfacht.
Rekordzahlen trotz Sanktionsdruck
Die Zahlen verdeutlichen, dass die EU trotz des Sanktionsdrucks und der Bemühungen um eine Diversifizierung der Energiequellen weiterhin stark auf russisches LNG angewiesen ist. Dieser Umstand stößt auf massive Kritik von politischen Beobachtern, Umweltschutzorganisationen und Teilen der Bevölkerung.
„Es ist ein Skandal, dass die EU trotz des Krieges in der Ukraine weiterhin Milliarden Euro an Russland zahlt und damit indirekt den Krieg finanziert“, kritisiert Reinhard Müller, Energieexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Die EU muss endlich konsequent auf erneuerbare Energien setzen und ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduzieren.“
Spanien und Belgien als Hauptabnehmer
Zu den Hauptabnehmern von russischem LNG in der EU gehören Spanien und Belgien. Beide Länder verfügen über wichtige LNG-Terminals, die das Gas aufnehmen und in das europäische Netz einspeisen. Kritiker bemängeln, dass diese Länder damit eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung der russischen Einnahmequellen spielen.
Die spanische Regierung verteidigt die LNG-Importe mit dem Hinweis auf die Versorgungssicherheit. Man sei bestrebt, die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren, brauche aber Übergangsphasen, um die Energieversorgung zu gewährleisten.
Debatte um Sanktionen und Diversifizierung
Der Anstieg der LNG-Importe aus Russland befeuert die Debatte über die Wirksamkeit der bestehenden Sanktionen. Einige Politiker fordern, die Sanktionen auf den LNG-Sektor auszuweiten, um Russland wirtschaftlich weiter unter Druck zu setzen. Andere warnen vor negativen Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft und plädieren für eine schrittweise Reduzierung der Abhängigkeit.
Die Europäische Kommission betont, dass die Diversifizierung der Energiequellen höchste Priorität habe. Man investiere massiv in den Ausbau erneuerbarer Energien und fördere den Aufbau von LNG-Terminals in anderen Ländern, um die Abhängigkeit von Russland zu verringern.
Geopolitische Konsequenzen und energiepolitische Herausforderungen
Die anhaltenden LNG-Importe aus Russland haben nicht nur wirtschaftliche, sondern auch geopolitische Konsequenzen. Sie schwächen die Glaubwürdigkeit der EU als Einheit im Umgang mit Russland und untergraben die Solidarität mit der Ukraine.
Die europäische Energiepolitik steht vor enormen Herausforderungen. Es gilt, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, die Energiepreise bezahlbar zu halten und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen und die Abhängigkeit von autoritären Regimen zu reduzieren. Der Anstieg der LNG-Importe aus Russland im ersten Halbjahr 2025 zeigt, dass der Weg zu einer unabhängigen und nachhaltigen Energieversorgung noch lang ist.
