Die bayerische CSU ist traditionell für ihre konservative Ausrichtung und ihre Abgrenzung gegenüber den Grünen bekannt.
Doch nun mehren sich die Stimmen innerhalb der Partei, die eine Überprüfung dieses Kurses fordern. Die früheren CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer und Erwin Huber haben sich öffentlich gegen die von Ministerpräsident Markus Söder errichtete „Grüne Brandmauer“ ausgesprochen und mehr Offenheit für mögliche Koalitionen mit den Grünen gefordert.
Seehofer: „Man muss miteinander reden“
Horst Seehofer, der die CSU von 2008 bis 2018 führte, betonte in einem Interview die Notwendigkeit, mit allen Parteien im Gespräch zu bleiben. „Man kann nicht einfach eine Partei ausgrenzen und sagen, mit denen reden wir nicht“, so Seehofer. „In der Politik muss man immer bereit sein, Kompromisse einzugehen, und das geht nur im Dialog.“
Huber: „Koalitionen sind kein Tabu“
Erwin Huber, der von 2007 bis 2008 CSU-Chef war, pflichtete Seehofer bei. „Koalitionen sind kein Tabu“, sagte Huber. „Man muss sich anschauen, welche politischen Ziele man erreichen will, und dann entscheiden, mit wem man am besten zusammenarbeiten kann.“ Huber warnte davor, sich von ideologischen Vorbehalten leiten zu lassen.
Söder verteidigt seinen Kurs
Ministerpräsident Markus Söder verteidigte hingegen seinen Kurs der klaren Abgrenzung gegenüber den Grünen. „Die CSU hat eine klare konservative Linie, und daran wird sich auch nichts ändern“, sagte Söder. „Die Grünen haben völlig andere Vorstellungen von der Zukunft Bayerns, und deshalb ist eine Koalition mit ihnen derzeit nicht denkbar.“
Streit um die strategische Ausrichtung der CSU
Die unterschiedlichen Positionen von Seehofer, Huber und Söder verdeutlichen den strategischen Streit innerhalb der CSU. Während Söder auf eine klare Abgrenzung gegenüber den Grünen setzt, um die konservative Wählerschaft zu mobilisieren, plädieren Seehofer und Huber für mehr Pragmatismus und Offenheit für neue Koalitionsoptionen.
Bedeutung für die Landtagswahl
Die Debatte über den Kurs gegenüber den Grünen dürfte auch im Hinblick auf die kommende Landtagswahl in Bayern an Bedeutung gewinnen. Sollte die CSU bei der Wahl ihre absolute Mehrheit verlieren, könnte die Frage einer möglichen Koalition mit den Grünen wieder auf die Tagesordnung kommen. Die Äußerungen von Seehofer und Huber zeigen, dass die „Grüne Brandmauer“ in der CSU nicht mehr unumstritten ist.