Video: Ökonom rät EU, Exportzölle zu erheben

Video: Ökonom rät EU, Exportzölle zu erheben


Der renommierte Ökonom Gabriel Felbermayr, ehemaliger Leiter des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und aktueller Chef des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) hat einen überraschenden Vorschlag zur Reaktion auf die jüngsten US-Zölle gemacht. Er empfiehlt der Europäischen Union, nicht nur mit Importzöllen, sondern auch mit gezielten Exportzöllen auf die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump zu reagieren .

Die Strategie der „Nadelstiche“

Felbermayr schlägt vor, dass die EU „Nadelstiche“ setzen sollte, indem sie Exportzölle auf Produkte erhebt, die ausschließlich in Europa hergestellt werden. Diese Strategie zielt darauf ab, die Verhandlungsposition der EU zu stärken, ohne einen umfassenden Handelskrieg zu riskieren .

Beispiel ASML: Ein strategisches Ziel

Als konkretes Beispiel nennt Felbermayr den niederländischen Chiphersteller ASML, der eine Monopolstellung bei bestimmten Hightech-Maschinen für die Chipproduktion innehat. Ein Exportzoll auf ASML-Produkte könnte die USA empfindlich treffen, da diese Technologie für die amerikanische Halbleiterindustrie von entscheidender Bedeutung ist.

Abwägung der Risiken und Chancen

Felbermayr betont, dass die EU vorsichtig vorgehen muss, um keine Eskalation zu provozieren. Gleichzeitig sieht er in dieser Strategie eine Möglichkeit, die Verhandlungsposition Europas zu stärken. Er befürwortet einen Ansatz, der Verhandlungsbereitschaft mit der Drohung von Gegenmaßnahmen kombiniert.

Auswirkungen der US-Zölle auf die EU-Wirtschaft

Der Ökonom warnt, dass die Auswirkungen der 20-prozentigen Zusatzzölle auf EU-Exporte stark von der Dauer der Maßnahmen abhängen werden. Eine längerfristige Anwendung könnte erhebliche negative Folgen für die europäische Wirtschaft haben.

Felbermayrs Einschätzung: „Ja, es ist ein Handelskrieg“

Felbermayr bezeichnet die aktuelle Situation unmissverständlich als Handelskrieg. Er sieht in den Maßnahmen Trumps eine ernsthafte Bedrohung für das globale Handelssystem und warnt vor den potenziellen Folgen für Verbraucher und Unternehmen weltweit .

Langfristige Perspektiven und Empfehlungen

Der Ökonom rät zu einer besonnenen, aber entschlossenen Reaktion der EU. Er empfiehlt:

  1. Verteidigung des multilateralen Handels und der globalen Zusammenarbeit als Priorität nach den US-Wahlen.
  2. Überdenken der Veröffentlichungspraxis bilateraler Handelszahlen für EU-Mitgliedstaaten, um weniger Angriffsfläche für protektionistische Rhetorik zu bieten.
  3. Vorbereitung auf verschiedene Szenarien, einschließlich einer möglichen Verschärfung des Handelskonflikts.

Mögliche positive Nebeneffekte für die EU

Interessanterweise weist Felbermayr darauf hin, dass die neuen US-Zölle paradoxerweise auch positive Effekte für die EU haben könnten. Waren, die ursprünglich für den US-Markt bestimmt waren, könnten nun verstärkt in Europa angeboten werden, was zu Preissenkungen von etwa 0,9 Prozent führen könnte.

Balanceakt zwischen Schutz und Eskalation

Felbermayrs Vorschläge verdeutlichen den schwierigen Balanceakt, vor dem die EU steht. Einerseits muss sie ihre wirtschaftlichen Interessen schützen und eine starke Verhandlungsposition aufbauen. Andererseits gilt es, eine weitere Eskalation des Handelskonflikts zu vermeiden, die letztendlich allen Beteiligten schaden würde.

Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob und wie die EU diese unkonventionellen Vorschläge aufgreift und welche Strategie sie im Umgang mit den US-Zöllen verfolgen wird. Klar ist, dass die Entscheidungen der europäischen Politiker weitreichende Folgen für die globale Wirtschaftsordnung haben werden.

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