Pilzsaison in vollem Gange: So vermeiden Sie Vergiftungen beim Sammeln.
Der Herbst ist die Hochsaison für Pilzsammler. Die Kombination aus feuchtem Wetter und milden Temperaturen schafft ideale Bedingungen für das Wachstum zahlreicher Pilzarten. Doch das Sammeln von Pilzen birgt auch Gefahren, denn viele giftige Arten sehen ihren essbaren Doppelgängern zum Verwechseln ähnlich. Um eine Pilzvergiftung zu vermeiden, ist es wichtig, einige grundlegende Regeln zu beachten und sich fachkundig beraten zu lassen.
Herausdrehen oder Abschneiden? Die richtige Erntetechnik
Oft stellt sich die Frage, ob Pilze herausgedreht oder abgeschnitten werden sollen. Die Antwort ist: Es ist beides möglich. Wichtig ist, dass der Pilz möglichst schonend geerntet wird, um das Myzel (das Pilzgeflecht im Boden) nicht zu beschädigen. Beim Herausdrehen sollte man den Pilz vorsichtig hin und her bewegen, bis er sich löst. Beim Abschneiden empfiehlt es sich, ein scharfes Messer zu verwenden und den Pilz möglichst bodennah abzuschneiden.
Warnung vor Pilzbestimmungs-Apps: Experten raten ab
Pilzberater und Experten warnen eindringlich vor der Nutzung von Apps zur Pilzbestimmung. „Wir halten nicht sehr viel davon, denn die Apps geraten in die Hände von Laien. Der Laie ist aber nicht mit der Bestimmung vertraut“, so Martin Groß, Vorsitzender des Landesverbands der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt (LVPS). Seine Bedenken hängen damit zusammen, dass es in Deutschland mehr als 6.000 Großpilze gibt – also zu viele verwechselbare Arten.
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) teilt diese Einschätzung. Sprecherin Bettina Haberl sagte: „Für einen unerfahrenen Anwender, der vorhat, mit Pilz-Apps in den Wald zu gehen, um Speisepilze zu sammeln, ist das viel zu gefährlich. Da raten wir ganz dringend von ab.“ Es gelte immer zu bedenken, dass viele Pilze hochgiftige Doppelgänger haben.
Professionelle Beratung statt App: Der sichere Weg zur Pilzbestimmung
Die Experten plädieren daher dafür, sich nach dem Sammeln Rat vom ortsansässigen Pilzberater zu holen. Diese Fachleute können die gesammelten Pilze sicher bestimmen und Auskunft über deren Essbarkeit geben. Pilzberatungsstellen sind in vielen Städten und Gemeinden zu finden und bieten oft kostenlose Beratungen an.
Vergleichstest von Pilz-Apps: Ernüchterndes Ergebnis
Bereits 2015 führte die DGfM einen Vergleichstest mit sieben Apps zur Bestimmung von Pilzen durch. Dabei wurden Such- und Bestimmungsfunktionen, die Qualität von Abbildungen und Beschreibungen sowie die Darstellung von Warnhinweisen verglichen. Das Ergebnis war ernüchternd: Keines der getesteten Produkte konnte „einen unerfahrenen Anwender sicher durch die verwirrende Vielfalt an Pilzarten und Fruchtkörperformen geleiten“.
Verdacht auf Pilzvergiftung: Was ist zu tun?
Sollten nach dem Verzehr von Pilzen Beschwerden auftreten, die auf eine Vergiftung hindeuten (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Schwindel), ist sofort ärztliche Hilfe zu suchen. Wichtig ist, Reste der verzehrten Pilze oder Erbrochenes sicherzustellen, um die Giftart bestimmen zu können. Notrufnummern und Giftnotrufzentralen sind rund um die Uhr erreichbar.
Sorgfalt und Expertenrat für sicheres Pilzsammeln
Das Sammeln von Pilzen kann ein schönes und lohnendes Hobby sein. Doch es erfordert Sorgfalt, Fachwissen und die Bereitschaft, sich professionell beraten zu lassen. Vermeiden Sie riskante Experimente und verlassen Sie sich nicht auf fragwürdige Apps. Mit der richtigen Vorbereitung und Vorsicht können Sie die Pilzsaison unbeschwert genießen und Vergiftungen vermeiden.
